Matthäuspassion - Detmold
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Autograph ansehen – zum 30.11.2015

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Beitrag von Grotjahn Mo Nov 23, 2015 1:00 pm


Auftrag zur Sitzung am 30.11.2015
Schauen Sie sich die autographe Reinschrift der Matthäuspassion von Johann Sebastian Bach an (Faksimile-Ausgabe im Seminarapparat, auch digital über IMSLP zugänglich). Hören Sie Teile der Matthäuspassion und lesen Sie in der Reinschrift mit. Notieren Sie, was Ihnen auffällt.
Spezielle Aufgabe für MusikwissenschaftlerInnen und andere Ambitionierte: Vergleichen Sie eine beliebige Seite des Autographs mit Ihrer eigenen Notenausgabe und notieren Sie die Abweichungen.

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Beitrag von Sarah Romberger Mo Nov 23, 2015 2:37 pm

Das erste, was mir bei dem Vergleich der Ausgaben auffällt, ist die Notation der Gesangsstimmen in den jeweiligen Schlüsseln. In dem Autograph sind die Stimmen im Sopran-, Alt-, Tenor- und Bass-Schlüssel notiert, was heute nur noch wenige lesen können.
Des weiteren fehlt bei dem Choral der Text. Es ist nur der erste Vers aufgeschrieben. Hat man damals den Text auswendig gewusst?
Auch ist interessant, dass der Notentext zum Teil recht wüst auf dem Papier verteilt ist: zunächst sind noch 2 Schlusstakte des vorherigen voll orchestrierten Stückes zu lesen, dann folgt in einer Ecke das Rezitativ und versetzt dazu der nachfolgende Chor.
Der Dirigent muss seine Partitur sehr gut kennen, um in diesem Chaos sofort die Stimmen unterscheiden zu können.

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Beitrag von Yuki Suzuki Mo Nov 23, 2015 9:04 pm

Im Vergleich mit meiner Ausgabe von Georg Schumann, Edition Eulenburg, Berlin 1929, weist das Autograph folgendes auf:
- Im ersten Takt des Anfangschors stehen in den Violinen 1 und 2 keine Bindebögen auf den ersten zwei Achteln des 3. und 4. Schlags.
- Die Bindebögen im Continuo sind ebenfalls nicht vorhanden, Bach hat lediglich die Hilfslinie durchgezogen
- "Stacatto"-Punkte im 2.Takt in den Violinen sind ebenfalls nicht von Bach
- In Takt 6 notiert Bach Bindebögen über die Dreierfigur im Continuo, hier steht in der Eulenburger Ausgabe eine 2er Bindung mit einer abgesetzten Achtelnote.
Diese Unterschiede ziehen sich systematisch durch die Partitur.

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Beitrag von Juri. Mi Nov 25, 2015 2:56 pm

Ich habe eine Aufnahme von "Kommt, ihr Töchter, helft mir klagen" mit dem Faksimile verglichen und mir ist auch aufgefallen, dass die Chorstimmen im C- und Bass-Schlüssel notiert sind. Außerdem ist die Solostimme (Gesang) im Faksimile in rot notiert und hier fehlt der Text unter den Noten.

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Beitrag von Regina Fischer Do Nov 26, 2015 11:03 am

Zusätzlich zu den bereits genannten Aspekten ist mir beim Vergleich des Faksimile mit der Gesamtausgabe aufgefallen, dass die Partitur nach heutigen Maßstäben etwas unübersichtlich gestaltet ist. Stimmen, die längere Pausen haben, werden weggelassen, sodass man sich auf jeder Seite neu zurechtfinden muss. Nach Rezitativ- oder Choralteilen mit kleineren Besetzungen wurden die Stimmen in der GA neu notiert, was im Faksimile nicht der Fall ist. Des Weiteren sind in der Orgelstimme im Faksimile nur die Bassnoten notiert, während in der GA Generalbaßziffern zur leichteren Les- und Spielbarkeit hinzugefügt wurden. Außerdem ist eine zweite Continuo-Stimme hinzugefügt worden.

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Beitrag von Tetsuro Kanai Do Nov 26, 2015 3:50 pm

Ich habe mit vergleich Bärenreiter Ausgabe gesehen und ein Paar sätze gehört.

1. Chor, beim Bärenreiterausgabe steht am oberesten im 1. Orchester "Soprano in ripieno" und singt Choralmelodie. Beim Autograph diese Stimme steht zwisschen Bassgesangstimme und Bassocontinuo im beiden Orchester. Außerdem steht kein Text. Die Farbe sieht auch bisschen anders aus, wie diese Stimme erst nach dem allen Orchesterstimme geschrieben wurde, aber die Notenlinie sieht nicht besonders (ist nicht später addiert).

27b "Sind Blitze, sind Donner in Wolken verschwunden"
Die Linie auf 16tel sind nicht gerade, auch wenn seibe Ton sechsmal wiederholt wird. (nur das ist es nicht besonders bei ihm, man kann auch in anderen Stelle sehen) Aber die Linie sieht auch bisschen dicker aus und die Tinte läuft bisschen auf. Davon habe ich solche Eindruck, dass die Noten in diesem 2 Seite (Seite 62,63 im Autograph) sehr stark und kraftvoll sind, und entsprechen dem Text "Blitze, Donner, Wolken".

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Beitrag von Achim Pollmann Do Nov 26, 2015 7:51 pm

Beim Anblick der Handschrift der Aria "Mache dich, mein Herze, rein" (NBA Nr. 65, Hs: Bach Digital http://www.bachdigital.de/rsc/viewer/BachDigitalSource_derivate_00061570/db_bachp0025_page143.jpg, aufgerufen am 26.11.2015) fällt auf, dass die Partitur nahezu fehlerfrei und sehr ordentlich notiert wurde. Das Papier ist etwas opak, die von der Rückseite durchschimmernden Noten erschweren ein wenig die Lesbarkeit. Es handelt sich um eine Abschrift und nicht um einen ersten Entwurf. Die Schreibweise ist sehr platzsparend, es werden keine Absätze beim Beginn der Arie gesetzt, die Takte am Ende der Zeile sind oft unvollkommen. Papier war zu Bachs Zeit eben noch ein wertvolles Material. Der Text ist im Gegensatz zur Notenschrift nicht so einfach zu lesen. Die Notation ist ungewöhnlich: Im Unterschied zur gedruckten Taschenpartitur (Eulenburg, Mainz 2011, S. 290ff.) setzt der Schreiber (J.S. Bach) die Haltebögen auf die Seite der Notenhälse, in der gedruckten Ausgabe stehen sie gegenüber (Takt 2, 1. Violine). Die Bindebögen stimmen überein. Die Hilfslinien mehrerer Noten verbindet der Schreiber miteinander (Takt 1, 2. Violine), Generalbassziffern der gedruckten Fassung fehlen in der Hs. Auffallend sind die Taktstriche. Es scheint der kurze Strich aus dem ersten System nachträglich verlängert worden zu sein. Möglicherweise wurde zuerst nur die erste Violine notiert. Einige Noten sind kaum lesbar, wie z.B. das a' im zweiten Takt der ersten Violine auf der "sieben". Auch im Takt vier könnte in der zweiten Violine Tintenfraß die Ursache für eine Farbveränderung sein.

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Beitrag von Kai Brandebusemeyer Fr Nov 27, 2015 11:31 am

Das Autograph der Matthäuspassion enthält eine Reihe von Auffälligkeiten.
Als erstes wäre dies wohl die in roter Tinte geschriebenen Worte der Heiligen Schrift, mit Ausnahme der
Turba-Chöre, nur die Worte sind rot geschrieben, nicht jedoch die Noten. Die Choral-Stimme im
Eingangschor "Kommt ihr Töchter, helft mir klagen"
wiederum ist in roter Tinte notiert. Darunter findet sich aber kein Text.
Dazu fehlt dem Autograph auch eine in heutzutage gedruckten Partituren
von Werken der Zeit um 1700 übliche Generalbass-Bezifferung.
Werfen wir z.B. einen Blick in das Faksimile zu Händels Messiah, so fällt auf, dass
diese Bezifferung in einer Partiturniederschrift wohl zumindest an
harmonisch schwierigeren und uneindeutigen Stellen die Regel gewesen sein muss1.



1. Vgl. Chrysander, Friedrich (Hg.): Das Autograph des Oratoriums "Messias" von G. F. Händel. Hamburg 1892, S. 26.

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Beitrag von mknurr Fr Nov 27, 2015 1:41 pm

Ich habe mir noch einmal den Choral "O Haupt voll Blut und Wunden" angesehen. Die erste Schwierigkeit die ich hatte, war diesen überhaupt in dem Autograph zu finden. Es fehlen also auf den ersten Blick die Nummern an den einzelnen Teilen der Matthäuspassion. Als ich den Choral gefunden hatte, sah er auf den ersten Blick der heutigen Fassung sehr ähnlich. Allerdings hat Bach für die einzelnen Sitmmen den jeweiligen C Schlüssel verwendet und nicht, wie in heutigen Ausgaben, den Violin-/Bassschlüssel. Auch auffällig war, dass der Text fast vollständig fehlte. Lediglich im Bass und im Continuo war der Anfang notiert ("O Haupt voll Blut und Wunden" - mehr nicht). Ebenso fehlten die Bezeichnungen der Stimmen selbst. Was mich fast noch mehr verblüfft hatte als der fehlende Text, war das Fehlen der Generalbassziffern unter der Continuo Stimme.
Was den Notentext an sich betrifft, so stimmte dieser mit meiner Notenausgabe komplett überein. Jeder Bindebogen und jedes Vorzeichen waren gleich. Es waren also vornehmlich die "formalen" Dinge, die verändert/hinzugefügt worden sind.

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Beitrag von Anne Mey Fr Nov 27, 2015 5:28 pm

Ich habe mir den Anfang vom zweiten Teil angehört. Mir ist es sehr schwer gefallen, die Notenschrift zu entziffern und den Text konnte ich auch kaum lesen. Aber mir ist aufgefallen, dass Verzierungen, die von den Instrumenten gespielt werden, kaum notiert werden. Wenn nach der Arie der Evangelist einsetzt, kann man das aber umso genauer erkennen, da dieser in roter Schrift markiert ist. Allerdings fehlen die Bezifferungen im Generalbass, was darauf zurückzuführen ist, dass man das damals einfach "konnte". Außerdem werden bei der Aufnahme nur ganz kurze Akkorde als Begleitung gespielt, in der Reinschrift sieht es aber so aus, als wären es Ganze oder Halbe.

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Beitrag von cedrictrappmann Fr Nov 27, 2015 6:30 pm

Neben den vielen bereits genannten augenscheinlichen Auffälligkeiten, scheinen mir bei der Auseinandersetzung mit dem Faksimile des Autographs und dem Verlauf des hiesigen Diskurses die aufgekommenen Fragen zur Generalbasspraxis interessant zu sein.
Zunächst einmal würde ich nicht vermuten, dass die Bezifferungen in der autographen Partitur fehlen, „weil man das früher einfach konnte“. Vielmehr vermute ich, dass die bachischen Bezifferungen ausschließlich in den für die Continuo-Gruppe vorgesehenen Stimmen zu finden sind. Dies ist insofern ausreichend, als sie ja zumeist auch aus der harmonischen Analyse der Partitur zu schließen und daher für den zeitgenössischen „Dirigenten“ nicht vonnöten sind.
Die von Anne Mey aufgeworfene Frage nach der Länge der Generalbass-Harmonien in den secco-Rezitativen der Matthäuspassion ist eine in der Szene der Continuo-Spieler nach wie vor ungelöste und heftig diskutierte. An einigen Stellen der beiden Passionen und des Weihnachtsoratoriums scheint die Notation Bachs inkohärent, da eindeutige Parallelstellen das eine mal mit langen Bassnoten, das andere mal mit kurzen Bassnoten notiert sind. Auch differieren die Partituren und das überlieferte Stimmenmaterial mitunter. Insofern ist es schlussendlich die Aufgabe eines jeden Interpreten, hier eine schlüssige Lösung zu finden.

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Beitrag von nicolaruh Fr Nov 27, 2015 7:25 pm

Ein hier noch wenig beachteter Aspekt des Autographs von 1736 ist die außergewöhnliche Titelseite. Neben dem Titel Passio Domini nostri J. C. secundum Evangelistam Matthaeum nennt Bach Textdichter und Komponist nebeneinander: „Poesia per Dominum Henrici | alias Picander dictus | Musica di G.S. Bach“(1). Christoph Wolff betont in den Kommentaren zur Partitur-Reinschrift, dass „nirgendwo anders […] Bach Textdichter und Komponist nebeneinander [nennt]. […] Darin zeigt sich unübersehbar der Respekt, den der Komponist der Mitwirkung des Herrn Henrici zollte.“(2)
Um auf die platzsparende Schreibweise Bachs in dieser Reinschrift noch einmal einzugehen, so ist anzumerken, dass es Bach möglicherweise nicht allein um das Sparen von Papier, sondern um „optimale Nutzung des zur Verfügung stehenden Raumes“(2) ging. Was in unseren Augen enger und undurchsichtiger Notation gleicht, könnte neben finanziellen Überlegungen auch um „des besseren Überblicks und zum Vermeiden allzu häufige Seitenumwendens“ willen geschehen sein(2).



_____
(1) Johann Sebastian Bach, Cristoph Wolff, Martina Rebmann, Matthäus-Passion, BWV 244, Autograph Staatsbibliothek zu Berlin, Preussischer Kulturbesitz. Kassel: Bärenreiter 2013, S. IX.
(2) Johann Sebastian Bach, Cristoph Wolff, Martina Rebmann, Matthäus-Passion, BWV 244, Autograph Staatsbibliothek zu Berlin, Preussischer Kulturbesitz. Kassel: Bärenreiter 2013, S. 20*.

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Beitrag von AmelieH Fr Nov 27, 2015 7:26 pm

Neben den bereits erwähnten Auffälligkeiten (wie der Unübersichtlichkeit der Partitur, den fehlenden Generalbassbezifferungen und der Notation in "alten" Schlüsseln) finde ich es zudem interessant, dass Bachs Artikulationsbezeichnungen - v.a. Bindebögen - in sich oft widersprüchlich sind und es somit schwer fällt, als Interpret eine konsequente Lösung an diesen Stellen zu finden, da der Wille Bachs hier nicht eindeutig erkennbar ist.
Als Beispiel: häufig findet man drei Achtel im Autograph unter einen Bindebogen gesetzt, während in heutigen Ausgaben dies zu zwei gebundenen Achteln mit einer einzelnen danach korrigiert wurde. An vielen Stellen mag dies sinnvoll sein, jedoch nicht an allen. Bach selbst schreibt manchmal auch gar keine Bindungen mehr; vermutlich dann, wenn er eben voraussetzt, dass diese selbstverständlich sind.
Aufgrund dieser Inkonsequenz seinerseits kann also keine Ausgabe heute vollständig im Recht sein, was die Artikulationsbezeichungen betrifft, sodass es sich immer lohnt, sich mehrere Quellen anzusehen sowie auch Bachs Reinschrift.

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Beitrag von Tae Wan Kim Fr Nov 27, 2015 11:31 pm

- manchmal nicht vollständiger Text für Chor
- andere Schlüssel als moderne Ausgabe
- kein Text für Soprano in ripieno in „Kommt, ihr Töchter, helft mir klagen“ ab T.30, und unter dem 1. Chorstimme geschrieben
- Papier gespart, z.B. für Rezitativ wenig verteilt.
- manche Bögen ausgelassen
- ohne Bezifferung für Bass Continuo


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Beitrag von AlexandraJu Sa Nov 28, 2015 3:25 pm

Bei der Betrachtung des Autographen und im vergleich mit den heutigen Ausgaben, fallen folgende Punkte auf:

- Das kaum Dynamische Angaben gemacht werden
- Einzelne Stilistische Angaben im Nachhinein dazugekamen (Bindebögen usw.)
- Text oft kaum zu lesen oder gar nicht vorhanden ist
- Die Gesangsschlüssel unterschieden werden
- Die Orientierung durch wegfallen von Pausen immer wieder Neu stattfinden muss
- Die Noten generell durch das Kopieren (der Noten der vorherigen oder folgenden Seite) und der Handschrift recht schwer zu lesen sind.
- Der Text in Rot und Schwarz geschrieben wurde
- Es wenige aufgeteilte Abschnitte und damit Orientierungspunkte gibt (Überschriften, Nummern) und wenn diese teils mitten in dem Notentext stehen.
-

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Beitrag von Johannes_E Sa Nov 28, 2015 4:56 pm

Meinen Vorrednern habe ich wenig hinzuzufügen, daher hier nur zwei weitere augenscheinliche Auffälligkeiten zur Notierung:

- bei Stücken mit größerer Besetzung hat Bach über zwei Seiten notiert, im Gegensatz zur modernen Notierung mit einer Akkolade pro Seite
- ein Stück kann auch durchaus auf der selben Seite beginnen, auf der das vorhergehende geendet hat, auch können sich Notensysteme, wahrscheinlich aus Gründen der Kompaktheit, bei oberflächlicher Betrachtung "überschneiden"

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Beitrag von penners Sa Nov 28, 2015 5:07 pm

Gleich zu Beginn ist mir in der Flötenstimme aufgefallen, dass auf der dritten und neunten Zählzeit eine Achtel notiert ist, welche jedoch in neueren Ausgaben nicht zu finden ist. Der basso continuo mit seiner Viertel, gefolgt von einer Achtel, und das ständig wiederholt, wird hier anscheinend unterstützt.

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Beitrag von Kari Mattson Sa Nov 28, 2015 6:50 pm

Ich hab die Bärenreiter Ausgabe zum vergleichen genommen, und so waren da viele Sachen nicht sehr viel anders wie im Original. Aber, es gibt trotzdem Sachen die anders sind:
1) die Noten sind sehr schwer zu lesen, da Bach oft stimmen weglässt wenn die nicht gerade gebraucht werden. Auch den Text schreibt er nicht immer komplett auf (vielleicht sind es texte die die Sänger sowieso kannten?). Auch die Titel der verschiedenen Sätze sind oft schwer zu entdecken oder fehlen sogar. Alles ist sehr eng zusammen geschrieben.
2) Die Continuostimme ist nicht beziffert.
3) Der Großteil der Partitur ist schwarz geschrieben, aber an manchen stellen wird Rot verwendet. Es ist nicht klar ob das Rote später hinzugefügt es, oder warum es benützt wurde.
4) in den Gesangstimmen verwendet Bach Sopran, Alt, und Tenor Schlüssel, was heute ja nicht mehr üblich ist.

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Beitrag von niklas.clarin So Nov 29, 2015 1:22 am

Ich habe mir den Eingangschor und die Arie "Gerne will ich mich bequemen" angehört. Ich benutzte als Grundlage den online-Scan der Urschrift auf imslp.
Folgendes fiel mir auf:
- die Choralzeile des Soprans (O Lamm Gottes...) ist zum großen Teil in roter Farbe geschrieben, dabei befindet sich unter den Noten kein Text. Außerdem ist sie nicht wie heute üblich ganz oben notiert, sondern zwischen beiden Chören
- Bach schert sich nicht darum, auf welcher Seite er den Notenhals bzw. das Fähnchen platziert
- Bach schreibt statt einer Viertel- immer zwei Achtelpausen und statt einer Viertel- und einer Achtelpause getrennt eine punktierte Viertelpause
- Die Gesangsstimmen sind bis auf den Bass alle in C-Schlüsseln notiert. Die benannte Choralzeile ist im Violinschlüssel geschrieben, was evtl. darauf schließen lassen könnte, dass sie ursprgl. gar nicht für Gesang besetzt wurde
- Es gibt keine Tempoangaben, Dynamikangaben sind sehr rar
- Speziell in der Arie ist mir aufgefallen: Es ist keinesfalls an jeder Stelle, wo es heute üblich ist, einen Triller oder eine sonstige Verzierung zu machen, diese auch angegeben
- Durch die gesamte Partitur ziehen sich stellenweise rote Eintragungen, insbesondere Textzeilen

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Beitrag von Carolin Franke So Nov 29, 2015 2:19 am

Ich habe mir den Eingangschor, die Sopran-Arie "Blute nur" und die Bass-Arie "Gerne will ich mich bequemen" angehört.
Zunächst ist zu erwähnen, dass (natürlich) bis hin zu den Notenzeilen alles handschriftlich notiert wurde. Dabei legte Bach offensichtlich nicht besonders viel Wert auf eine ordentliche Form: die Notenhälse sind zum Teil willkürlich (links oder rechts) gezeichnet, das an den Chor anschließende (und auch mach weiteres) Rezitativ sind platzsparend zwischen umfangreichere Teile "gequetscht" und ein letzter Takt, der evtl. nicht mehr auf die vorige Seite gepasst hat, wurde einfach unter der eigentlich letzten Zeile notiert (z.B. "Blute nur")
Es fällt auf, dass sowohl die Chorstellen als auch die solistischen Gesangspartien in den damalig üblichen Schlüsseln notiert wurden.
Anders als in den meisten heutigen Ausgaben ist die BassoContinuo-Stimme weder ausgesetzt noch mit Generalbassbezifferung geschrieben.
Mehrfach bemerkt man auch mit roter Farbe notierte Einzeichnungen wie zum Beispiel die Choralmelodie im Eingangschor. Diese Choralmelodie wiederum ist als Teil der BassoContinuo-Stimme sowohl im Chor I als auch II notiert, allerdings ohne Text.
Desweiteren habe ich keine Tempoangaben, wenige dynamische sowie wenige explizite Artikulationsangaben gefunden.

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Beitrag von VerenaW So Nov 29, 2015 9:31 am

Ich habe das Manuskript der Alt-Arie "Erbarme dich" mit der Edition Eulenburg verglichen.
Folgendes fiel mir auf:
- biblischer Text ist mit roter Tinte geschrieben
- große Übereinstimmung der Bindebögen, ausgeschriebene Verzierungen in der Solovioline: Bach war sehr gründlich!
- auch die Dynamik piano sempre ist angegeben
- Spielanweisungen wie pizzicato im B.C. vorhanden
- Altstimme im Alt-Schlüssel notiert

Insgesamt eine sehr gründlich und sauber geschriebene Partitur
Besonders die ausgeschriebenen Verzierungen haben mich überrascht.

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Beitrag von Jonathan D. So Nov 29, 2015 6:10 pm

Ich habe mir den Eingangschor der Passion angehört. Neben der roten Tinte für den cantus firmus des Chorals fällt vor allem auf wie unübersichtlich (verglichen mit den Maßstäben heutiger Editionen) die Partitur ist. Der Dirigent musste das Werk eigentlich auswendig kennen, um nach der Partitur Dirigieren zu können. Auch die Hilfen für Proben die wir heute meist dabei haben. (Nummerierung der Stücke, Buchstaben usw.) fehlen. Was die Probenarbeit unnötig erschwert haben könnte.

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Beitrag von Kevin Hemkemeier So Nov 29, 2015 8:24 pm

Bei Betrachtung der Reinschrift über IMSLP http://burrito.whatbox.ca:15263/imglnks/usimg/4/45/IMSLP26031-PMLP03301-Matthaeus-Passion2.pdf (Abrufdatum 29.11.15)
sind mir größtenteils schon bekannte Aspekte aufgefallen wie die rote Schrift der Texte aus dem Evangelium.
Interessant ist vielleicht noch das die rote Schrift auf eine bestimmte Niederschrift Bachs schließen lässt, die Reinschrift aus dem Jahre 1736.

Georg Henkel, Bachs Matthäuspassion - Das Werk und seine Interpretation
www.musikansich.de (29.11.15)


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Beitrag von Rachele Fiorini So Nov 29, 2015 8:47 pm

Das erste, das mir beim Anschauen der autographen Reinschrift der Matthäuspassion aufgefallen ist, dass die Angaben für den Dirigenten und für die Musiker unglaublich präzise sind, z. B. "Volta Subito" ("dreh schnell die Seite") am Ende von manchen Sätzen, oder schon eine Angabe über den folgenden musikalischen Satz im Werk (am Ende jedes Satzes steht "Evangelist" oder "Choral"), "da Capo" auf der Zeile jeder Stimme geschrieben.
Es war zu Bachs Zeiten ein ziemlicher Aufwand so genau zu schreiben, weil natürlich im Gegensatz zu heute, alles handgeschrieben wurde. Es kann daran liegen, dass Bach es für sehr wichtig gehalten hat, ein praktisches Arbeitsmaterial zu haben, dass der musikalischen Arbeit nicht durch z.B. Unübersichtlichkeit im Wege steht.

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Beitrag von lennarthoyer So Nov 29, 2015 9:46 pm

Beim Blick in das Faksimile fällt auf, dass jede Seite so gut wie möglich ausgenutzt wird. Mein pdf-Dokument vom ersten Teil umfasst nur 40 Seiten und wirkt auf den ersten Blick sehr unübersichtlich. Beim zweiten Blick und gleichzeitigem Hören wird aber klar, dass Bach den Höreindruck in seiner Partiur bildlich wieder gibt. Gerade die Einwürfe aus dem zweiten Chor ("Wen?", "Wie?", "Was") sind auch grafisch gut erkennbar.

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