Matthäuspassion - Detmold
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Zum 1. Februar: Adaptionen/Adoptionen

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Beitrag von Rachele Fiorini Mo Feb 01, 2016 2:30 pm

Ich habe auf der Seite von dem Digital Concert Hall von den Berliner Philarmoniker, eine halbinszenierte Fassung von der Matthäuspassion gesehen, Regie von Peter Sellars.







Was an dieser Aufführung interessant ist, ist das aktive, körperliche Mitwirken von den Vortragenden, was die Zuhörer zu dem Werk emotional viel näher macht. Das ganze wird realisiert ohne das Werk komplett zu verdrehen, sondern in einer "normalen" Konzert Atmosphäre.

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Beitrag von lennarthoyer Mi Feb 03, 2016 5:51 pm

Kagels Sankt-Bach-Passion lässt sich aus meiner Sicht nicht als neue Version der Bachschen Matthäuspassion verstehen. Formal orientiert sich Kagle zwar an Bach; verwendet zwei Chöre, lässt Choräle singen, vergibt die Rolle eines "Evangelisten" an den Solo-Tenor. Inhaltlich und musikalisch ist das Vorbild aber nur schwer wiederzuerkennen. Vielmehr erscheint es so, als ob Kagel mit seiner Sankt-Bach-Passion sich selbst in eine Beziehung zur Person Bach und seinem Gesamtwerk setzt. Dass dabei die Form der Passion gewählt wurde, lässt sich vielleicht mit Bachs Wahrnehmung in unserer heutigen Zeit verstehen, die die Matthäuspassion zu einem der zentralen Werke von Bach stilisiert und Bach selbst zu einem musikalischen Genie erklärt. Kagels "anmaßender" Titel Sankt-Bach-Passion führt dann dazu, dass sich die Menschen herausgefordert fühlen und sich das, was Kagel musikalisch zu sagen hat, anzuhören.

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Beitrag von fabiankrämer So Feb 07, 2016 2:09 pm

Ich habe die Kinder-Aufführung "Kinder Matteüs" betrachtet.
Eine hervorragende Art, natürlich durch Kürzungen und erklärende Darstellungen, überhaupt Bachsche Musik Kindern nahezubringen. Dass das Konzept Erfolg hatte, sieht man an den aufmerksamen Gesichtern der Kinder, die gelegentlich gezeigt werden.

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Beitrag von SimonjH Mo Feb 08, 2016 12:24 am

Ich persönlich bin gegen solche Adaptionen, weil sie die Tiefe und die Gesamtstruktur völlig zerreißen. Ich denke, Bach wusste, warum er es so geschrieben hat, wie er es tat. Dass der Inhalt in seiner Tiefe erst ab einem gewissen Alter und einer gewissen Reife verständlich ist, ist denke ich auch klar. Das sollte man berücksichtigen..finde ich!

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Beitrag von _David_ Mi Feb 10, 2016 10:16 pm

Ich habe die Adaption von David Marton mit dem Namen "Café Vaterland - Eine Matthäuspassion" angesprochen. Nun möchte ich versuchen mithilfe der wenigen Quellen im Internet, eine persönliche Einschätzung vorzunehmen.
Selbstverständlich vermag ich kein Stück voller Überzeugung zu beurteilen, das ich nie gesehen oder gehört habe, allerdings habe ich noch einen weiteren Artikel in der Berliner Zeitung gefunden, sodass ich mir nun einiges ausrechnen kann.

David Marton, welcher Regie und Dirigieren an der HfM Hanns Eisler studierte, erstellte mit Jan Czajkowski eine Art Klangcollage, bestehend aus Arien der Matthäuspassion in Verbindung mit epischem Theater und sogar verschiedenen Schlagernummern, ganz nach dem Motto Mein Bach, dein Bach – Bach ist doch für uns alle da!. Alles steht im Zeichen des 1928 eröffneten Vergnügungsetablissement am Potsdamer Platz, welches via Video an die Wand geworfen wird. 5 elektrische Orgeln, ein Flügel, Harmonium, Kontrabass und Geige setzen Bachs Noten in Musik um.
Barocke Melancholie trifft auf ein modernes Tanzlokal, aber warum?
Als 1829 Mendelssohn-Bartholdy als Jugendlicher die Matthäuspassion nach seinem Verständnis mit Riesenorchester und etwa 400 Choristen in einem Konzertsaal wiederaufführte, wurde dies sehr gut von dem damaligen Publikum aufgenommen und läutete bekanntermaßen eine Renaissance ein. Ob das der Vorstellung Bachs bzw. einer historisch informierten Aufführungspraxis wirklich nahe kommt, ist zu bezweifeln. Ganz ähnlich verhält es sich mit der Adaption David Martons. Die neuartige Instrumentation und Inszenierung entspricht einer modernen Idee des jungen Regisseurs, ist eine Verschiebung der Passion in einen neuen Kontext. Tatsächlich ist das Gebäude des Maxim Gorki Theaters,  früher das Haus der Sing-Akademie, die Spielstätte der damaligen Wiederaufführung durch Mendelssohn gewesen. Das erklärt meiner Meinung nach die Assoziation David Martons. Die Integrierung des Haus Vaterland, welches 99 Jahre nach der Wiederaufführung erbaut wurde, schafft eine gesellige Atmosphäre und entwickelt durch diese Gegensätzlichkeit viel Raum für Gespräch, Trank, Speis und abstruse Assoziationen.

Ich halte die Idee David Martons prinzipiell für nicht schlecht und polemisierende Kritiken wie die des Andre Sokolowski allerhöchstens für Selbstentlarvung. Das Publikum soll ganz angetan gewesen sein, glaubt man seiner Kritik und das spricht ja für sich. Dass dies nichts für Fundamentalprotestanten ist, lässt sich recht schnell erkennen. Die Idee, Bach in einem neuen Licht zu sehen, ihn in das Theater zu überführen, halte ich allerdings für eine sehr gute Idee. Die Matthäuspassion ist eine Komposition, die viele Menschen tief berühren kann und ein großes musikalisches Vermögen besitzt, weshalb sollten dann interpretative Grenzen einem solchen Stück die Möglichkeit der Entfaltung entziehen? Ich denke, dass solche Adaptionen uns neue Seiten einer Matthäuspassion aufzeigen können, die als Idealtypus ohnehin nicht bestehen kann. Eine Matthäuspassion, die uns zum Lachen bringt, kann doch spannend sein, auch wenn es erstmal skurril klingen mag. Zum Glück kann sich jede Person selbst entscheiden, welcher Interpretation sie in entsprechender Lebenssituation mehr abgewinnen kann.

Link:
Berliner Zeitung

_David_

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