Matthäuspassion - Detmold
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Fragen zu "Umfeld: Der gattungsgeschichtliche Hintergrund"

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Fragen zu "Umfeld: Der gattungsgeschichtliche Hintergrund" - Seite 2 Empty Die 7 letzten Worte

Beitrag von Max Gundermann So Nov 08, 2015 8:28 pm

Ich habe mich mit dem Werk Die sieben letzten Worte unseres Erlösers am Kreuze von Joseph Haydn beschäftigt und mit Überraschung in Erfahrung gebracht, dass Haydn selbst auch eine Fassung als Oratorium für Soli, Chor und Orchester angefertigt hat. Mir war bisher nur die Ausgangsform als Passionsmusik für Orchester, bzw. für Streichquartett bekannt.
Auffälligkeiten im Vergleich zu Bachs Matthäuspassion sind:
- Ursprünglich reine Instrumentalmusik, trotzdem sollte es nicht nur als absolute Musik betrachtet werden, es wird traditionell fast ausschliesslich in Kirchen und häufig bei Passionsandachten aufgeführt
- Haydn hat auch Wert darauf gelegt, dass die 7 letzten Worte auch im Druck der Quartettfassung aufgeführt sein sollen
- 7 eher langsame (Adagio) Sonatensätze, umrahmt von einer Einleitung (L'Introduzione) und einem Erdbeben (Il terremoto), in der Oratorienform ist eine weitere Introduzione eingefügt
- die 7 sogenannten Sonaten sind mit den 7 letzten Worten Christi betitelt
- das 6. Wort bei Haydn lautet : Consummatum est! -Es ist vollbracht. Er orientiert sich damit am Johannesevangelium und wählt somit eine versöhnlichere Botschaft als Bach in seiner Matthäuspassion
-die musikalischen Themen der Sonatensätze entsprechen rhytmisch-melodisch den zugeordneten Jesusworten im Lateinischen
- das Werk stellt nur einen kleinen Teil der Passionsgeschichte dar

Max Gundermann

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Beitrag von IndraSchievink Mi Jan 20, 2016 12:23 pm

Diesen Beitrag habe ich am 04.11.15 gepostet.
In meiner Statistik wurde dieser Beitrag leider nicht hinzugefügt, da zu der Zeit Wartungsarbeiten durchgeführt wurden.
Damit meine Statistik stimmt, poste ich diesen Beitrag nochmal.

Ich habe mir die Johannes-Passion von Heinrich Schütz angehört:
- wie auch bei den anderen Beiden (siehe oben) besteht diese Passion nur aus rein Vocal.
- ist viel kürzer & knapper gefasst als die Matthäus-Passion
- es sind sehr kirchliche Gesänge in den Solo-Stellen, sie erinnern mich an die Gesänge der Pastoren, wenn sie bei uns zum Abendmahl einladen.
- Die Johannes-Passion klingt eher wie ein Vortrag oder eine Lesung (wie von Juri auch genannt)
- die Solo-Stellen sind sehr schlicht gehalten, dagegen sind die Chor Stellen interessanter und unterbrechen die "Lesung". Auch klingen die Chor Stellen vom Tonumfang größer und mach das Werk mehr zu einem Stück.

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Beitrag von AlexandraJu Mi Jan 20, 2016 2:06 pm

Ich habe mir die Johannespassion (Historia der Passion und Leidens unsers einigen Erlösers und Seligmachers Jesu Christi) von Leonhard Lechner angehört (1593)

Diese Passion ist auf Deutsch
Es ist eine motettische Passion
Es gibt keine Solostellen
Es singt ein vierstimmiger Chor
Die Passion ist durchkomponiert
Sie steht in einem polyphoner Satz, ist jedoch einfach gehalten
Trotzdem sind unterschiedliche Charaktere zu erkennen
Sie ist deutlich kürzer als die Passion von Bach
Das Stück ist rein a capella

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Beitrag von Kai Brandebusemeyer Do Feb 04, 2016 11:35 am

Ich hatte mich damals, wie ich Ihnen bereits per Mail schrieb mit der Vertonung der Matthäuspassion von Johann Valentin Meder beschäftigt.

Da der ursprüngliche Beitrag zumindest in elektronischer Fassung nicht mehr existiert, rekonstruiere ich ihn noch einmal.

Es handelt sich bei Meders Matthäuspassion um eine oratorische Passionsvertonung aus dem Jahre 1701, die über kurze Chor- und Soloarien verfügt, begleitet durch ein zeittypisches instrumentales Ensemble mit Streichern, Flöten und/oder Oboen und Basso Continuo (ohne Blechbläser, wie für Passionsvertonungen üblich). Dimension und Dauer der Passion ist mit der Vertonung durch Johann Sebastian Bach allerdings nicht vergleichbar. Außerbiblische Texte treten nur selten als Dichtungen für Arien in Erscheinung. Den überwiegenden Anteil des Werkes macht die biblische Handlung in Form von Rezitativen und dramatisch vertonten Turbae aus.

Die wahrscheinlich größte Parallele zu Bachs Vertonung ist die Vertonung der Rezitative, insbesondere wenn Jesus zu Wort kommt. Wenn Bach diese Stellen von einem vierstimmigen Streichersatz begleiten lässt, sind es bei Meder zwei Violinen ergänzt zum Generalbass, die eine Art musikalischen Heiligenschein erzeugen.

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Beitrag von niklas.clarin Sa Feb 06, 2016 12:42 pm

Ich habe mir die Johannes-Passion von Heinrich Schütz (SWV 481) aus dem Jahre 1666 angehört. Der vollständige Titel lautet: "Historia des Leidens und Sterbens unseres Herrn und Heilands Jesu Christi nach dem Evangelisten St. Johannem".
Markante Unterschiede von Schützens Werk im Vergleich zur bachischen Matthäus-Passion sind v.a.:
- rein a cappella
- es gibt keine Arien
- die Rezitative, vor allem des Evangelisten, erinnern sehr an "Gregorianik", was wahrscheinlich auch daran liegt, dass es a cappella ist
- es gibt keine Choräle, alle Chorpassagen sind polyphon komponiert und meist sehr rasch. Es gibt nur 2 langsame Stücke, zu Beginn und Ende des Werks, die gleichsam einen Rahmen bilden, sie stehen auch im gleichen Modus
- es ist erheblich kürzer (ca. 40 min.)

Aufnahme zu hören unter: https://www.youtube.com/watch?v=Ti4cReT-ex8 (Stand: 06.02.2016)
Solisten: Schreier, Springborn, Rotzsch u.a., Dresdner Kreuzchor, dirige Martin Flämig

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Beitrag von AmelieH So Feb 07, 2016 5:49 pm

Ich bin auf ein Werk mit dem Titel "Passio Domini secundum Mathaeum zu zwei bis vier Stimmen" von Claudin de Sermisy - komponiert 1535 - gestoßen. Im Gegensatz zu Bachs Matthäuspassion ist das Werk natürlich deutlich kleiner besetzt und zudem keine oratorische, sondern eine responsoriale Passion. Wie die gesamte Kirchenmusik dieser Zeit ist sie auf lateinisch und noch a cappella verfasst. Vielleicht ist dieses Werk eine der frühesten musikalischen Abhandlungen der Matthäuspassion überhaupt.

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Fragen zu "Umfeld: Der gattungsgeschichtliche Hintergrund" - Seite 2 Empty Re: Fragen zu "Umfeld: Der gattungsgeschichtliche Hintergrund"

Beitrag von SimonjH Mo Feb 08, 2016 12:34 am

Ich stieß beim Suchen auf die "Passio secundum Matthaeum" von Jacob Obrecht 1450-1505.
Sie ist rein vokal gehalten. Ihre Sprache ist lateinisch und kompositionstechnisch in der typischen Vokalpolyphonie dieser Zeit geschrieben. Im Aufbau ist es 3-teilig. Interessant ist, dass es Zitate aus anderen Erzählungen enthält. Grundsätzlich könnte diese, rein zeitlich gesehen, eines der frühesten Bearbeitungen dieses Stoffes sein.

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