Zum 1. Februar: Adaptionen/Adoptionen
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Zum 1. Februar: Adaptionen/Adoptionen
Bitte beschäftigen Sie sich mit einer der ungewöhnlichen Adaptionen der Matthäuspassion, die zur Aufgabe zum 25.01. vorgeschlagenen wurden. Denken Sie darüber nach, wie sich die Adaption zur Idee/zum Konzept der Vorlage – Bachs Matthäuspassion – verhält, und posten Sie dazu ein paar Ihrer Überlegungen.
Re: Zum 1. Februar: Adaptionen/Adoptionen
Ich habe mir die Ballettinterpretation von John Neumeier (Festspielhaus Baden-Baden, 2005) angesehen. Bis zu diesem Zeitpunkt war mir dieses Ballett unbekannt. Die Matthäuspassion spielt vor einem sehr konkreten Hintergrund und beim Hören der Musik bildet sich bei mir ein Bild im Kopf, wie die Szenen aussehen könnten. Das Ballett ist weit abseits meiner Vorstellung gewesen. Vor allem das minimalistische Bühnenbild und die sehr simplen Kostüme passten nicht in mein Bild hinein. In meiner Vorstellung lief es eher wie ein Film ab, der mit viel Liebe zum Detail produziert wurde.
Was allerdings sehr gut in mein Bild hinein passte war die Choreogaphie! Meiner Meinung nach lässt sich vor allem das Leid Christi gut erkennen. Daher würde ich sagen, dass das Ballett eine sehr moderne und vielleicht etwas eigenwillige Interpretation der Matthäuspassion ist, allerdings wird die Ernsthaftigkeit und der metaphorische Ausdruck in keiner Weise gedämpft.
Was allerdings sehr gut in mein Bild hinein passte war die Choreogaphie! Meiner Meinung nach lässt sich vor allem das Leid Christi gut erkennen. Daher würde ich sagen, dass das Ballett eine sehr moderne und vielleicht etwas eigenwillige Interpretation der Matthäuspassion ist, allerdings wird die Ernsthaftigkeit und der metaphorische Ausdruck in keiner Weise gedämpft.
mknurr- Anzahl der Beiträge : 10
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Re: Zum 1. Februar: Adaptionen/Adoptionen
Ich habe mir bei Youtube die Aufführung der Matthäus-Passion für Kinder "Kinder Matteüs" angeschaut. Ich finde es toll, dass die Matthäus-Passion für Kinder verkürzt und verständlich dargestellt wird. Hier beziehen sich die Produzenten extra auf Kinder im Grundschulalter. Die Aufführung wird mit viel Bewegung und Nähe zu den Kindern gesteuert. Es ist ein tolles Projekt der Niederländer. So wird dieses wichtige kulturelle Stück den Kinder schon früh nah gebracht.
Wie Rabea schon schrieb: Diese Umsetzung hilft den Kindern die Emotionen der Geschichte zu erkennen und zu spüren.
Wie Rabea schon schrieb: Diese Umsetzung hilft den Kindern die Emotionen der Geschichte zu erkennen und zu spüren.
IndraSchievink- Anzahl der Beiträge : 10
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Re: Zum 1. Februar: Adaptionen/Adoptionen
Ich habe mir zu fast allen der genannten Adaptionen ein Bild gemacht und tue mir bei der Auswahl, mich für eine der Adaptionen der Matthäuspassion zu entscheiden, sehr schwer. Der Grund dafür liegt allein schon bei dem Prinzip einer Adaption. In den meisten Adaptionen wird die eigentliche Botschaft der Matthäuspassion völlig auf den Kopf gestellt und völlig abstrakt dargestellt. Gerne würde ich hierzu auf meine Nachricht von vergangener Woche hinweisen:
von Jaqueline Lang am Sa Jan 23, 2016 7:56 pm
http://www.nachtkritik.de/index.php?option=com_content&view=article&id=1677:pitie-erbarme-dich-alain-platels-adaption-der-matthaeuspassion-in-bochum&catid=259:ruhrtriennale&Itemid=100190
Die zentrale Botschaft der Passionsgeschichte im Matthäusevangelium sowie ihr geistlicher Wert wird hier vollkommen auf den Kopf gestellt. Die Behauptung Maria Magdalena sei die Geliebte Jesu ist uns spätestens seit Dan Brown’s Roman The Da Vinci Code bekannt, in dem Brown den Lehrer Sir Leigh Teabing aussprechen lässt, viele Aspekte des christlichen Glaubens seien lediglich auf die Wahl des Konzils von Nicäa zurückzuführen (325. n.Chr.) – es wären demzufolge weder die Jünger noch Jesus selbst von seiner Gottheit ausgegangen. Der Logik zufolge könne Christus (als lediglich sterblicher Prophet) natürlich eine Beziehung mit Maria Magdalena eingegangen sein, wobei ihre Kinder Teil einer königlichen Blutlinie wären (die immer noch in Europa vorhanden sei).
Platel greift diesen Ansatz auf und verarbeitet hierbei insbesondere die „in der Passion vernachlässigte Dreiecksbeziehung zwischen Mutter und Sohn und Geliebter, also zwischen Maria, Jesus und Maria Magdalena“. Es stellt sich mir hierbei allerdings die Frage, ob die „Dreiecksbeziehung“ in der Passionsgeschichte der Evangelien nicht vielleicht gerade deshalb vernachlässigt ist, weil es um sie überhaupt nicht geht?!? Spricht der gekreuzigte Christus nicht seine Mutter mit der weniger intimen Anrede „Frau“ an, da er sie hier eben aus den göttlichen Augen sieht – als eine Person, die (wie jeder andere Mensch) auch Erlösung braucht; eine Erlösung, die er im Begriff ist zu erwirken? Und verliert der gesamte Erlösungsplan Gottes nicht genau damit vollends seine Kraft, indem man dem gekreuzigten Gott-Menschen seine Gottheit sowie seine Sündlosigkeit raubt – und ist somit aus christlicher Sicht als Häresie zu bewerten?
Die Darstellung des „verzweifelten Lebenskampf[s]“ mit Bewegungen des „zittern, zappeln, stottern…reißen…trampeln“ richtet ferner das Augenmerk lediglich auf die menschlichen körperlichen Leiden des Gekreuzigten, berücksichtigt hingegen nicht die Qualen die er aufgrund seiner Gottesentfernung erlebte, deren Vorstellung alleine ihn einige Stunden zuvor noch Blut schwitzen ließ.
Die Kunst brachte immer wieder die Weltanschauung des entsprechenden Künstlers zum Ausdruck. Die Frage, ob Platel hier wirklich Kunst geschaffen hat oder lediglich eine philosophische, intellektuelle Aussage treffen wollte, bleibt für mich unbeantwortet. Bach hingegen schöpfte seine Kraft und Inspiration aus seiner biblischen Weltsicht – diese war auch Quelle seines Kulturschaffens und ließ ihn auch Musik unter dem großen Soli Deo Gloria betrachten.
Daher betrachte ich eine Umarbeitung eines solch musikalisch-wertvollen Werkes, wie auch einer geistlich-tiefgehenden Botschaft, mit einem eher konservativ- kritischen Auge.
von Jaqueline Lang am Sa Jan 23, 2016 7:56 pm
http://www.nachtkritik.de/index.php?option=com_content&view=article&id=1677:pitie-erbarme-dich-alain-platels-adaption-der-matthaeuspassion-in-bochum&catid=259:ruhrtriennale&Itemid=100190
Die zentrale Botschaft der Passionsgeschichte im Matthäusevangelium sowie ihr geistlicher Wert wird hier vollkommen auf den Kopf gestellt. Die Behauptung Maria Magdalena sei die Geliebte Jesu ist uns spätestens seit Dan Brown’s Roman The Da Vinci Code bekannt, in dem Brown den Lehrer Sir Leigh Teabing aussprechen lässt, viele Aspekte des christlichen Glaubens seien lediglich auf die Wahl des Konzils von Nicäa zurückzuführen (325. n.Chr.) – es wären demzufolge weder die Jünger noch Jesus selbst von seiner Gottheit ausgegangen. Der Logik zufolge könne Christus (als lediglich sterblicher Prophet) natürlich eine Beziehung mit Maria Magdalena eingegangen sein, wobei ihre Kinder Teil einer königlichen Blutlinie wären (die immer noch in Europa vorhanden sei).
Platel greift diesen Ansatz auf und verarbeitet hierbei insbesondere die „in der Passion vernachlässigte Dreiecksbeziehung zwischen Mutter und Sohn und Geliebter, also zwischen Maria, Jesus und Maria Magdalena“. Es stellt sich mir hierbei allerdings die Frage, ob die „Dreiecksbeziehung“ in der Passionsgeschichte der Evangelien nicht vielleicht gerade deshalb vernachlässigt ist, weil es um sie überhaupt nicht geht?!? Spricht der gekreuzigte Christus nicht seine Mutter mit der weniger intimen Anrede „Frau“ an, da er sie hier eben aus den göttlichen Augen sieht – als eine Person, die (wie jeder andere Mensch) auch Erlösung braucht; eine Erlösung, die er im Begriff ist zu erwirken? Und verliert der gesamte Erlösungsplan Gottes nicht genau damit vollends seine Kraft, indem man dem gekreuzigten Gott-Menschen seine Gottheit sowie seine Sündlosigkeit raubt – und ist somit aus christlicher Sicht als Häresie zu bewerten?
Die Darstellung des „verzweifelten Lebenskampf[s]“ mit Bewegungen des „zittern, zappeln, stottern…reißen…trampeln“ richtet ferner das Augenmerk lediglich auf die menschlichen körperlichen Leiden des Gekreuzigten, berücksichtigt hingegen nicht die Qualen die er aufgrund seiner Gottesentfernung erlebte, deren Vorstellung alleine ihn einige Stunden zuvor noch Blut schwitzen ließ.
Die Kunst brachte immer wieder die Weltanschauung des entsprechenden Künstlers zum Ausdruck. Die Frage, ob Platel hier wirklich Kunst geschaffen hat oder lediglich eine philosophische, intellektuelle Aussage treffen wollte, bleibt für mich unbeantwortet. Bach hingegen schöpfte seine Kraft und Inspiration aus seiner biblischen Weltsicht – diese war auch Quelle seines Kulturschaffens und ließ ihn auch Musik unter dem großen Soli Deo Gloria betrachten.
Daher betrachte ich eine Umarbeitung eines solch musikalisch-wertvollen Werkes, wie auch einer geistlich-tiefgehenden Botschaft, mit einem eher konservativ- kritischen Auge.
Jaqueline Lang- Anzahl der Beiträge : 10
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Re: Zum 1. Februar: Adaptionen/Adoptionen
Ich habe mir einen Teil der Arabischen Passion angehört. Ich bin mir nicht sicher, ob der arabische Text eine wörtliche Übersetzung ist, wenn ja, dann finde ich ist es eine gelungene Adaption, da so auch arabisch sprechende Menschen die Botschaft des Evangeliums mit toller Musik näher gebracht bekommen.
penners- Anzahl der Beiträge : 10
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Re: Zum 1. Februar: Adaptionen/Adoptionen
Die Matthäuspassion als Ballett von J. Neumeier polarisiert. Die Inszenierung, die in erster Linie den Gestus der Musik und das biblische Geschehen zum Ausdruck bzw. zur Verbildlichung bringen soll, begeistert mit Abstand nicht jeden. Diese Version der Passion ist ca. 40 Minuten länger als Bachs Version, was vermutlich mit den zunehmend langsamen Tempi der verwendeten Aufnahme und den Tänzern, denen mehr Zeit und mehr Pausen zugesprochen werden, zu tun hat. In diesen 4 Std. ergeht es, wie ich durch Internet-Recherche in Erfahrung bringen durfte, nicht jedem so, dass die Zeit wie im Fluge zu vergehen scheint. So finden sich in der Frankfurter Allgemeinen, aber auch in vielen anderen Zeitungen, Kommentare wie eben dieser: "Machte man die Augen einfach zu, hätte das den gnädigen Effekt, den Tanz nicht sehen zu müssen, der neben Musik und Text nichts Eigenes zu erzählen hat."(1) Vielleicht reicht die Musik und eine Verbildlichung dessen ist gar nicht nötig. Vielleicht aber spaltet sich das Publikum auch nur in Sachen J. Neumeier ganz klar in Bach-Liebhaber und Favoriten und in Ballett- und Tanzliebhaber, die schöne Hintergrundmusik quasi "als Zusatz" genießen. Oder diese Art von Adaption ist einfach Geschmackssache. Ich persönlich hatte bisher keine Möglichkeit, mir das Ballett Live und in voller Länge anzusehen, beim Ansehen von knappen Youtube-Videos jedoch empfand ich viele Bewegungen der Tänzer zwar als musikalisch passend, manchmal wurde es mir dann aber auch zu viel...
(1)Gerald Siegmund: "Ein in Stein gemeißeltes Weihespiel: Neumeier „Matthäus-Passion“", in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 30.03.2005, Online: http://www.faz.net/aktuell/rhein-main/kultur/ballett-ein-in-stein-gemeisseltes-weihespiel-neumeier-matthaeus-passion-1212732.html, abgerufen am 30.02.16
(1)Gerald Siegmund: "Ein in Stein gemeißeltes Weihespiel: Neumeier „Matthäus-Passion“", in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 30.03.2005, Online: http://www.faz.net/aktuell/rhein-main/kultur/ballett-ein-in-stein-gemeisseltes-weihespiel-neumeier-matthaeus-passion-1212732.html, abgerufen am 30.02.16
nicolaruh- Anzahl der Beiträge : 10
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Re: Zum 1. Februar: Adaptionen/Adoptionen
Ich habe versucht, eine vollständige Version des Hörspiels "Johann Sebastian Bach – Die Matthäuspassion" zu finden, bin jedoch lediglich auf eine fünf-minütige Hörprobe gestoßen. Aber auch in dieser lässt sich die Idee des Hörspiels sehr schön erkennen. Sie gewährt Einblick in die Entstehung der Matthäuspassion und in das Leben der Familie Bach, wenn auch natürlich nicht ganz realistisch, aber dafür für Kinder verständlich aufbereitet und nachvollziehbar. Bereits nach drei Minuten, in denen die Familie von einem Erzähler und den Synchronsprechern kurz vorgestellt wird, erklingen erste Teile der Matthäuspassion, die von "Bach" erklärt werden.
Freilich ist diese Adaption der Passion sehr einfach und für Kinder unterhaltsam dargestellt, jedoch finde ich, dass der musikalische Aspekt nicht zu kurz kommt und dem jungen Publikum durchaus die Bach'sche Musik nahe bringen könnte.
Quelle: Audible
Freilich ist diese Adaption der Passion sehr einfach und für Kinder unterhaltsam dargestellt, jedoch finde ich, dass der musikalische Aspekt nicht zu kurz kommt und dem jungen Publikum durchaus die Bach'sche Musik nahe bringen könnte.
Quelle: Audible
sophietaphorn- Anzahl der Beiträge : 10
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Re: Zum 1. Februar: Adaptionen/Adoptionen
Die Sicht auf das Stück "Pitié! Erbarme Dich! – Alain Platels Adaption der Matthäuspassion" teile ich im Wesentlichen mit Jaqueline. "Nicht die Andacht ist das Ziel, sondern [...] intensivste emotionale Zustände in expressive Physis zu übersetzen" (Zitat aus meinem Text zum 25.1.2016, Vgl: http://archiv.ruhrtriennale.de/www.2008.ruhrtriennale.de/de/programm/2008/pitie/index.html, aufgerufen am 21.1.2016). Wie sich die Adaption zum Konzept der Vorlage verhält, vermag ich letztlich nicht zu beurteilen. Dazu fehlen primäre Quellen. Es gibt mehrere Artikel über das Werk im Internet, aber ich fand keine Aussagen von Alain Platels. Das finde ich aber sehr entscheidend, um nicht zu spekulieren.
Achim Pollmann- Anzahl der Beiträge : 13
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Re: Zum 1. Februar: Adaptionen/Adoptionen
Ich habe mich mit der von Kevin Hemkemeier geposteten Adaption des Schlusschores aus der Matthäuspassion beschäftigt. Die Adaption stammt von der Gruppe E.S. Posthumus und trägt den Titel "Saint Matthew Passion".
Dazu muss ich sagen, dass mir die Adaption nicht sehr einleuchtet. Aus ästhetischen wie auch musikalischen Gründen. Tatsächlich erscheint es ziemlich seltsam, ein Stück im 3/4-Takt mit einem elektronischen 4/4-Beat zu überlegen, damit es "monumentaler" oder heutzutage umgangssprachlich gesagt "epischer" klingt. Der Rhythmus hängt. Ich verstehe nicht ganz, was uns diese Adaption zur Matthäuspassion zu sagen hat oder ob diese "Vorlage" nicht eigentlich durch jedes andere beliebige Stück hätte ersetzt werden könnte.
Ich finde es aber interessant, dass Werke wie die Matthäuspassion offensichtlich immer noch ein so großes Publikum haben, wohl auch ein begeistertes - über alle Kulturkreise, Musikrichtungen, Geschmäcker und Professionen hinaus. Das belegt dieses Beispiel eigentlich sehr eindrucksvoll und aussagekräftig.
Dabei möchte ich auch niemals grundsätzlich ausschließen, dass sich "U-Musik" zu klassischen Vorbildern eine Meinung bilden kann und daraus ein eigenständiges Kunstwerk schafft, jedenfalls ein eigenständigeres als hier gezeigt.
Ich füge ein paar Beispiele als Links bei, allerdings mit dem Hinweis darauf, dass diese Musik sich ausdrücklich auf Bach, jedoch nicht auf die Matthäuspassion bezieht.
https://www.youtube.com/watch?v=T71MlJEG9RA - (Eine Adaption von Bachs berühmter Toccata und Fuge in d-Moll für Orgel, von einer Band namens Ekseption gespielt, muss dem Äußeren der Musiker zu urteilen wohl in den 1970er Jahren entstanden sein.)
https://www.youtube.com/watch?v=N2RNe2jwHE0 - (Jethro Tull's Bourée-Adaption von 1969, die eine sehr große Popularität genießt.)
Dazu muss ich sagen, dass mir die Adaption nicht sehr einleuchtet. Aus ästhetischen wie auch musikalischen Gründen. Tatsächlich erscheint es ziemlich seltsam, ein Stück im 3/4-Takt mit einem elektronischen 4/4-Beat zu überlegen, damit es "monumentaler" oder heutzutage umgangssprachlich gesagt "epischer" klingt. Der Rhythmus hängt. Ich verstehe nicht ganz, was uns diese Adaption zur Matthäuspassion zu sagen hat oder ob diese "Vorlage" nicht eigentlich durch jedes andere beliebige Stück hätte ersetzt werden könnte.
Ich finde es aber interessant, dass Werke wie die Matthäuspassion offensichtlich immer noch ein so großes Publikum haben, wohl auch ein begeistertes - über alle Kulturkreise, Musikrichtungen, Geschmäcker und Professionen hinaus. Das belegt dieses Beispiel eigentlich sehr eindrucksvoll und aussagekräftig.
Dabei möchte ich auch niemals grundsätzlich ausschließen, dass sich "U-Musik" zu klassischen Vorbildern eine Meinung bilden kann und daraus ein eigenständiges Kunstwerk schafft, jedenfalls ein eigenständigeres als hier gezeigt.
Ich füge ein paar Beispiele als Links bei, allerdings mit dem Hinweis darauf, dass diese Musik sich ausdrücklich auf Bach, jedoch nicht auf die Matthäuspassion bezieht.
https://www.youtube.com/watch?v=T71MlJEG9RA - (Eine Adaption von Bachs berühmter Toccata und Fuge in d-Moll für Orgel, von einer Band namens Ekseption gespielt, muss dem Äußeren der Musiker zu urteilen wohl in den 1970er Jahren entstanden sein.)
https://www.youtube.com/watch?v=N2RNe2jwHE0 - (Jethro Tull's Bourée-Adaption von 1969, die eine sehr große Popularität genießt.)
Kai Brandebusemeyer- Anzahl der Beiträge : 11
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Re: Zum 1. Februar: Adaptionen/Adoptionen
Ich habe mir Paul Simons "American tune" angehört, in welchem die Melodie von "O Haupt voll Blut und Wunden" mit einem neuen Text versehen wurde. Auch wenn es hierbei eher um Alltagsprobleme eines Amerikaners/ einer Amerikanerin geht, verbindet beide Texte doch der Schmerz und das Leid, welche auf verschiedenen Ebenen dargestellt werden. Auch das Thema Tod verbindet beide Versionen ("Wenn ich einmal soll scheiden, so scheide nicht von mir" bei Paul Gerhardt und "And I dreamed I was dying" bei Paul Simon), genauso wie die Hoffnung: Im Bachschen Vorbild ist es die Hoffnung auf Erlösung, in "American tune" geht es darum, dass Morgen noch ein weiterer Tag ist. Ich finde diese Parallelen interessant und frage mich, ob dies der Gedanke hinter dem Lied Simons war.
Regina Fischer- Anzahl der Beiträge : 10
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Re: Zum 1. Februar: Adaptionen/Adoptionen
Ich habe bei Youtube ein paar Sätze der Matthäus-Passion mit koreanischer Übersetzung angeschaut.
Aber es war sehr sehr schrecklich.
Obwohl die Chöre den Text auf Muttersprache gesungen haben, konnte ich es nicht gut verstehen.
Die haben nicht gesungen, sondern gegrummelt. Und das Gefühl des Werkes war sehr anders war ein anderes Werk.
Auf diesen Gründe wird Matthäus-Passion in Korea normalerweise auf deutsch gespielt.
Ich finde persönlich, es ist viel besser, dass das Werk auf deutsch mit koreanischem Untertitel gespielt wird.
Natürlich müssen die Chöre Deutschsprache fleiß üben und gut vorbereiten.
Aber wenn jemand das Werk im Gottesdienst aufführen will, hat das Werk ein großes Problem.
Das Problem ist Dauer. 3 Stunden im Gottesdienst!!
Mit diesem Gedanke habe ich eigene Idee gedacht.
Wenn ich das Werk in Korea am Palmsonntag in der Messe aufführen würde, würde ich ein paar wichtige Sätze der Matthäus-Passion(z.b. Choräle und Arien) auswählen.
Und diese Sätze würde ich mit dem koreanischen Bibeltext(mit verschiedenen charakterisierten Stimmen) mischen und aufführen anstatt schwierige deutsche Rezitative für die Gläubigen, die zur Messe gekommen sind.
Obwohl der Gottesdienst natürlich lange gedauert werden könnte, wahrscheinlich mindestens halbe Stunde noch mehr als normale Heilige-Messe, könnte es ein guter musikalischer Gottesdienst sein.
Aber es war sehr sehr schrecklich.
Obwohl die Chöre den Text auf Muttersprache gesungen haben, konnte ich es nicht gut verstehen.
Die haben nicht gesungen, sondern gegrummelt. Und das Gefühl des Werkes war sehr anders war ein anderes Werk.
Auf diesen Gründe wird Matthäus-Passion in Korea normalerweise auf deutsch gespielt.
Ich finde persönlich, es ist viel besser, dass das Werk auf deutsch mit koreanischem Untertitel gespielt wird.
Natürlich müssen die Chöre Deutschsprache fleiß üben und gut vorbereiten.
Aber wenn jemand das Werk im Gottesdienst aufführen will, hat das Werk ein großes Problem.
Das Problem ist Dauer. 3 Stunden im Gottesdienst!!
Mit diesem Gedanke habe ich eigene Idee gedacht.
Wenn ich das Werk in Korea am Palmsonntag in der Messe aufführen würde, würde ich ein paar wichtige Sätze der Matthäus-Passion(z.b. Choräle und Arien) auswählen.
Und diese Sätze würde ich mit dem koreanischen Bibeltext(mit verschiedenen charakterisierten Stimmen) mischen und aufführen anstatt schwierige deutsche Rezitative für die Gläubigen, die zur Messe gekommen sind.
Obwohl der Gottesdienst natürlich lange gedauert werden könnte, wahrscheinlich mindestens halbe Stunde noch mehr als normale Heilige-Messe, könnte es ein guter musikalischer Gottesdienst sein.
Tae Wan Kim- Anzahl der Beiträge : 11
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Re: Zum 1. Februar: Adaptionen/Adoptionen
"Die Arabische Passion" übernimmt die Thematik, der Passion 1:1, es wurde auch versucht den Text originalgetreu zu übersetzen, was sich in der arabischen Sprache als sehr schwierig gestaltete, da es in dieser viele verschiedene Bedeutungen für ein Wort gibt, bzw. für ein deutsches Wort schon einmal bis zu 20 Begrifflichkeiten zutreffen können.
Somit werden die Werte und die Geschichte, die uns die Matthäuspassion vermittelt, auch für Menschen aus den Arabischen Ländern verständlich gemacht, die wiederum, bei Interesse, die christliche Kultur kennenlernen können.
Die Instrumentalisierung wurde vereinfacht, jedoch vermutlich an Anlehnung an arabische Musikpraktiken, die eher zum Einstimmigen Neigen.
Im Endeffekt erreicht das Original sowie die Adaption die selben Ziele, in einem anderen Klang- und Sprachengewand, den Menschen das Leid Jesu näherzubringen.
Somit werden die Werte und die Geschichte, die uns die Matthäuspassion vermittelt, auch für Menschen aus den Arabischen Ländern verständlich gemacht, die wiederum, bei Interesse, die christliche Kultur kennenlernen können.
Die Instrumentalisierung wurde vereinfacht, jedoch vermutlich an Anlehnung an arabische Musikpraktiken, die eher zum Einstimmigen Neigen.
Im Endeffekt erreicht das Original sowie die Adaption die selben Ziele, in einem anderen Klang- und Sprachengewand, den Menschen das Leid Jesu näherzubringen.
mariyaz- Anzahl der Beiträge : 10
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Re: Zum 1. Februar: Adaptionen/Adoptionen
Ich habe im Netz ein paar Stücke aus der "Arabian Passion" gehört - eine Adaption des Bach-Picandrischen Stoffes von Vladimir Ivanoff auf arabisch: https://www.youtube.com/watch?v=TErG0e-xh8A http://www.sarband.de/Prog_APe.html
Die Arie des ersten Links entspricht dem originalen "Erbarme dich" und wird gesungen von der libanesischen Altistin Fadia el Hage zusammen mit dem Ensemble Sarband. Dieses Stück kommt von der Musik her relativ "klassisch" im Vergleich zu den anderen Stücken ("Jesum von Nazareth" und "Und weinete bitterlich"), die schon sehr emtfremdet klingen.
Die "Arabian Passion" ist wohl keine komplette Adaption der Matthäus-Passion, sondern scheint lediglich einige Ausschnitte daraus zu enthalten. Es gibt davon auch eine CD: vgl. http://www.sarband.de/Prog_APe.html
Ich finde es eine sehr gute Idee des Arrangeurs und des Ensembles Sarband, Teile der Matthäus-Passion auf arabisch aufzuführen, da sich dadurch eine gute Annäherung bzw. Entfeindung der Religionen verwirklichen lässt, was ja gerade in der heutigen Zeit gut sein könnte. Der Ursprung der Matthäuspassion liegt schließlich im Christentum und durch den arabischen Text, wo auch von "Allah" die Rede ist (was auf arabisch "Gott" heißt), wird die Verbindung zum Islam geschaffen. Ich bin zwar nicht der arabischen Sprache mächtig, aber ich gehe einfach mal davon aus, dass die Übersetzung weitgehend originaltreu ist - ich bin leider noch nicht dazu gekommen, die Aufnahme einem arabisch sprechenden Menschen vorzuspielen und um Überprüfung zu bitten...
Die Arie des ersten Links entspricht dem originalen "Erbarme dich" und wird gesungen von der libanesischen Altistin Fadia el Hage zusammen mit dem Ensemble Sarband. Dieses Stück kommt von der Musik her relativ "klassisch" im Vergleich zu den anderen Stücken ("Jesum von Nazareth" und "Und weinete bitterlich"), die schon sehr emtfremdet klingen.
Die "Arabian Passion" ist wohl keine komplette Adaption der Matthäus-Passion, sondern scheint lediglich einige Ausschnitte daraus zu enthalten. Es gibt davon auch eine CD: vgl. http://www.sarband.de/Prog_APe.html
Ich finde es eine sehr gute Idee des Arrangeurs und des Ensembles Sarband, Teile der Matthäus-Passion auf arabisch aufzuführen, da sich dadurch eine gute Annäherung bzw. Entfeindung der Religionen verwirklichen lässt, was ja gerade in der heutigen Zeit gut sein könnte. Der Ursprung der Matthäuspassion liegt schließlich im Christentum und durch den arabischen Text, wo auch von "Allah" die Rede ist (was auf arabisch "Gott" heißt), wird die Verbindung zum Islam geschaffen. Ich bin zwar nicht der arabischen Sprache mächtig, aber ich gehe einfach mal davon aus, dass die Übersetzung weitgehend originaltreu ist - ich bin leider noch nicht dazu gekommen, die Aufnahme einem arabisch sprechenden Menschen vorzuspielen und um Überprüfung zu bitten...
niklas.clarin- Anzahl der Beiträge : 10
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Re: Zum 1. Februar: Adaptionen/Adoptionen
Ich habe "Blute nur, du liebes Herz" von "A Ballet by John Neumeier" zugesehen. Das ist eine Arie für Sopran. Auf der Bühne habe ich nicht eine Solo Tänzerin, sondern drei Frauen, die meistens getanzt haben, gesehen. Es ist schwer zu sagen, ob die Tanz mit dem Text stark verbunden ist, weil ich den Text auch nicht genau verstehen kann, ob der in der ersten Person geschrieben ist. In der Musik beschreibt eine Person, und in dem Tanz beschreiben die Szene mit mehreren Personen. Ich würde aber sagen, dass ihre Bewegung mit der Musik passt. Der Grund kann ich nicht nennen, warum ich so empfinden. Zum Beispiel wo die Musik immer wieder von Flauto traverso und Violine die Sekunde fallende Motiv spiellt, tanzen sie irgend eine sehr schmerzhaftes Bewegung. Dadurch empfinde ich tatsächlich Schmerz. Ich weiss nicht, ob Bach durch seine Komposition nur genau die Passionsgeschichte beschreiben wollte, oder dadurch auch bestimmte Gefühl von Zuhörer erwecken wollte. Im Youtube Video habe ich keine Orchester an der Bühne gesehen. Die Musik war bestimmt eine Aufnahme. Die Aufführung hatte daher nicht wie ein Oper das Ziel, dass sie durch Zusammenarbeit mit Orchester als Live Musik etwas darstellen, sondern die Musik war nur eine Mittel, die dabei etwas beigetragen hat, wo sie durch Tanz beschreiben wollte. Wenn Bach durch seine Musik die Passionsgeschichte genau beschreiben wollte, kann man dabei auch viel diskutieren, weil Musik ist eigentlich ein anderes Genre als Literatur ist. Ob Bachs Musik die geschriebene Geschichte richtig beschreibt, kann niemand genau sagen, weil man nur durch eigene Empfindung und vielleicht etwas Analyse weniges sagen kann. Das gilt auch bei diesem Ballett Aufführung. Ob das Ballett die Passionsgeschichte, oder religiöses, was Matthäuspassion erzählt, bildet, kann man nur selber empfinden. Ich würde sagen, dass die Ballett Aufführung hat nicht unbedingt zum Konzept Bachs Matthäuspassion getroffen. Es könnte aber sein, dass sie vielleicht durch Ballett etwas auszudrücken versucht, das Bach durch seine Musik auch versucht hat.
Shino- Anzahl der Beiträge : 11
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Re: Zum 1. Februar: Adaptionen/Adoptionen
Ich finde es gut, klassische Musik mit allerlei anderen Künsten zu kombinieren und einfach auszuprobieren, was dadurch alles entstehen kann. Natürlich kann vieles zuerst ein wenig befremdlich wirken, wenn man sich damit noch nicht viel auseinander gesetzt hat. So z.B. auch verschiedene Ballettadaptionen der Matthäuspassion, wie die von J. Neumeier oder die weniger bekannte von E. Greco und P. C. Scholten. Schaut man sich solche Stücke aber öfters an, versteht man meistens mehr und mehr die Choreographie und erkennt die tieferen Zusammenhänge zur Musik, sodass keineswegs eine Diskrepanz zwischen diesen beiden Schwerpunkten auftritt. Adaptionen dieser Art finde ich sehr gelungen.
AmelieH- Anzahl der Beiträge : 10
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Re: Zum 1. Februar: Adaptionen/Adoptionen
Ich habe mich etwas mit dem Stück "Pitié" von Alaine Platel und Fabrizio Cassol auseinandergesetzt. Die Bilder, welche man in kleinen Ausschnitten auf Youtube zu sehen bekommt, erscheinen teilweise erschreckend, anekelnd und übertrieben.
Für jemanden, der mit Bachs Matthäuspassion oder gar der Passionsgeschichte selbst noch nie in Berührung getreten ist, wäre dieses Stück sicher nicht geeignet. Für alle anderen aber bietet es, meiner Meinung nach, eine gute Gelegenheit, sich vertiefend mit dem Passionsstoff auseinanderzusetzen. Nur dann wird auch die Intention dieser Inszenierung deutlich.
In einem Interview sagte Platel, man vergesse manchmal, worum es in dieser Passion ginge. Es ginge um Horror!
Und eben den stellt Platel nicht nur physisch dar, sondern lässt ihn auch psychisch entstehen. Gepaart mit in neuer Komposition eingebetteten bekannten Themen aus der Passion sicher ein einschlägiges Erlebnis.
Für jemanden, der mit Bachs Matthäuspassion oder gar der Passionsgeschichte selbst noch nie in Berührung getreten ist, wäre dieses Stück sicher nicht geeignet. Für alle anderen aber bietet es, meiner Meinung nach, eine gute Gelegenheit, sich vertiefend mit dem Passionsstoff auseinanderzusetzen. Nur dann wird auch die Intention dieser Inszenierung deutlich.
In einem Interview sagte Platel, man vergesse manchmal, worum es in dieser Passion ginge. Es ginge um Horror!
Und eben den stellt Platel nicht nur physisch dar, sondern lässt ihn auch psychisch entstehen. Gepaart mit in neuer Komposition eingebetteten bekannten Themen aus der Passion sicher ein einschlägiges Erlebnis.
Carolin Franke- Anzahl der Beiträge : 10
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Re: Zum 1. Februar: Adaptionen/Adoptionen
Zum 25.01. habe ich mir "Pitié" angehört und dazu bereits etwas geschrieben. Es geht darum, dass die Matthäuspassion ein Stück weit in die heutige Welt übertragen werden soll. Dabei geht meiner Meinung nach aber auch viel von der ursprünglichen Musik verloren und plötzlich steht nicht nur Jesus im Mittelpunkt, sondern auch seine Mutter Maria und die häufig angeführte angebliche Geliebte Maria Magdalena. Die Idee des Stückes ist, das Leiden des Menschen in den Mittelpunkt zu stellen, wie es heute eben auch noch an der Tagesordnung ist. Aber, wie gesagt, es bleibt von der ursprünglichen Fassung nicht mehr allzu viel übrig.
Ganz anders ist da die Matthäuspassion für Kinder, die ja hier auch schon häufiger beschrieben wird. Die Musik und alles, was dazu gehört (Sänger, Orchester usw.) bleiben erhalten, werden aber um Tänzer erweitert. Somit erreicht man eine kleine Verbildlichung des Geschehens, welches auch schon durch die Musik ausgedrückt wird. Dies ist meiner Meinung nach eine gute Methode, die Musik verständlich zu machen und trotzdem die ursprüngliche Form beizubehalten.
Ganz anders ist da die Matthäuspassion für Kinder, die ja hier auch schon häufiger beschrieben wird. Die Musik und alles, was dazu gehört (Sänger, Orchester usw.) bleiben erhalten, werden aber um Tänzer erweitert. Somit erreicht man eine kleine Verbildlichung des Geschehens, welches auch schon durch die Musik ausgedrückt wird. Dies ist meiner Meinung nach eine gute Methode, die Musik verständlich zu machen und trotzdem die ursprüngliche Form beizubehalten.
Anne Mey- Anzahl der Beiträge : 10
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Re: Zum 1. Februar: Adaptionen/Adoptionen
Ich habe mich mit der „Arabischen Passion“ der Gruppe Sarband(1) befasst. Sie versucht durch die Verbindung der Musik Bachs mit Elementen der traditionellen arabischen Musik und der modernen Jazzimprovisation das zeitgenössische Publikum mit der aktuell angespannten Situation des Nahen Ostens, der Heimat Jesu Christi, sowie der Spannung zwischen der westlichen und der arabischen Welt zu konfrontieren, da beide Ursache menschlichen Leides auf der ganzen Welt seien.(2)
Das Ziel der Musiker ist es, durch die Konfrontation der verschiedenen Musikströmungen und ihr erfolgreiches Zusammenwirken eine Friedensbotschaft auszusenden: „ ,The Arabian Passion‘ is a musical plea for peace. A plea nourished by the confidence, which forms the basis of Bach's passions: that one day all suffering will come to an end.“(3)
Dazu treffen die Musiker eine Auswahl aus Arien und Chören der Matthäuspassion, die sie mehr oder weniger stark bearbeiten. Die Wahl der musikalischen Mittel reicht dabei von der Choralinterpretation durch ein Streichquartett über die reine Übersetzung einer Gesangspartie ins Arabische bis hin zur regelrechten Rekomposition einzelner Sätze.
Persönlich hat mich das Hören dieser teilweise ganz anders- und fremdartigen Musik fasziniert und bewegt, aber bisweilen auch etwas ratlos zurückgelassen. Keinesfalls erschließt sich jede künstlerische Absicht beim ersten Hören, jedoch zeigt sich, dass der Musik Bachs in keinem Fall Gewalt angetan würde.
Vielmehr glückt meines Erachtens der Versuch, aus Bachs Werk, das Kunst für eine längst vergangene Zeit ist, Kunst zu schaffen, die den heutigen Hörer bewegen, verstören und so zum Nachdenken anregen kann. In einer Zeit, in der ein Großteil des Publikums keinen persönlichen Bezug zur Passionserzählung und zu Christus selbst hegt, ist eine Sichtbarmachung der Aktualität sowohl der Passionsgeschichte als auch der Musik Bachs in meinen Augen ein legitimes künstlerisches Unterfangen.
___________________
(1) Vladimir Ivanoff et al., Die Arabische Passion nach J.S. Bach, Köln: WDR The Cologne Broadcasts 2009
(2) „The Arabian Passion according to J.S. Bach“, auf der Seite: Sarband (http://www.sarband.de/Prog_APe.html, 31.01.2016)
(3) ebenda
Das Ziel der Musiker ist es, durch die Konfrontation der verschiedenen Musikströmungen und ihr erfolgreiches Zusammenwirken eine Friedensbotschaft auszusenden: „ ,The Arabian Passion‘ is a musical plea for peace. A plea nourished by the confidence, which forms the basis of Bach's passions: that one day all suffering will come to an end.“(3)
Dazu treffen die Musiker eine Auswahl aus Arien und Chören der Matthäuspassion, die sie mehr oder weniger stark bearbeiten. Die Wahl der musikalischen Mittel reicht dabei von der Choralinterpretation durch ein Streichquartett über die reine Übersetzung einer Gesangspartie ins Arabische bis hin zur regelrechten Rekomposition einzelner Sätze.
Persönlich hat mich das Hören dieser teilweise ganz anders- und fremdartigen Musik fasziniert und bewegt, aber bisweilen auch etwas ratlos zurückgelassen. Keinesfalls erschließt sich jede künstlerische Absicht beim ersten Hören, jedoch zeigt sich, dass der Musik Bachs in keinem Fall Gewalt angetan würde.
Vielmehr glückt meines Erachtens der Versuch, aus Bachs Werk, das Kunst für eine längst vergangene Zeit ist, Kunst zu schaffen, die den heutigen Hörer bewegen, verstören und so zum Nachdenken anregen kann. In einer Zeit, in der ein Großteil des Publikums keinen persönlichen Bezug zur Passionserzählung und zu Christus selbst hegt, ist eine Sichtbarmachung der Aktualität sowohl der Passionsgeschichte als auch der Musik Bachs in meinen Augen ein legitimes künstlerisches Unterfangen.
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(1) Vladimir Ivanoff et al., Die Arabische Passion nach J.S. Bach, Köln: WDR The Cologne Broadcasts 2009
(2) „The Arabian Passion according to J.S. Bach“, auf der Seite: Sarband (http://www.sarband.de/Prog_APe.html, 31.01.2016)
(3) ebenda
cedrictrappmann- Anzahl der Beiträge : 10
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Re: Zum 1. Februar: Adaptionen/Adoptionen
Ich habe mir Teile des Hörspiel Johann Sebastian Bach – Die Matthäuspassion von Sylvia Schreiber angehört. Für Kinder mag es nett erzählt sein, so bekommen sie einen Zugang zur Geschichte der Matthäuspassion und zum Barock, in dem sie den Erzählungen von Johann Sebastian und Carl Philipp Emanuel Bach lauschen. Allerdings finde ich, dass die Geschichte teilweise sehr grotesk wird, beispielsweise durch die sächselnden Stimmen der Sprecher. Bach wirkt dadurch etwas lächerlich dargestellt, was nun gar nicht zur dramatischen Musik der Matthäuspassion passt. Die wichtigsten Stellen der Musik werden originalgetreu übernommen und für die Kinder passend erklärt und veranschaulicht, es könnte bei ihnen jedoch der Eindruck entstehen, dass die Szenen, die im Hörspiel dazu erfunden wurden, wirklich genauso abgelaufen sind. Es bleibt Geschmackssache, ob einem das musikalische Werk eher konservativ gefällt oder in einer abstrakten, aber dafür leicht verständlichen Adaption.
Rabea Schreiber- Anzahl der Beiträge : 10
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Re: Zum 1. Februar: Adaptionen/Adoptionen
Ich finde es nur bedingt wichtig, ob Adaptionen noch etwas mit dem eigentlichen Stück zu tun haben. Jemand der z.B. aus der Matthäuspassion ein Ballett macht, hat seine Interpretation des Stücks für ein breites Publikum erlebbar gemacht.
Wenn jemand so etwas verurteilt, dann verbaut er sich den Weg zu sehr vielen Glanzstücken in der Musik. Basiert nicht fast jedes Lied oder fast jede Oper auf der Textgrundlage eines anderen Autors. Müsste man dann jedes Schubertlied verurteilen, weil er den Text eines Anderen verwendet hat? Bach wird auch viel verjazzt - ist das schlechte Musik?
Wie schon bei der Diskussion über historische Aufführungspraxis gibt es hier kein falsch oder richtig, sondern jeder muss nach seinem eigenen Geschmack entscheiden!
Wenn jemand so etwas verurteilt, dann verbaut er sich den Weg zu sehr vielen Glanzstücken in der Musik. Basiert nicht fast jedes Lied oder fast jede Oper auf der Textgrundlage eines anderen Autors. Müsste man dann jedes Schubertlied verurteilen, weil er den Text eines Anderen verwendet hat? Bach wird auch viel verjazzt - ist das schlechte Musik?
Wie schon bei der Diskussion über historische Aufführungspraxis gibt es hier kein falsch oder richtig, sondern jeder muss nach seinem eigenen Geschmack entscheiden!
Sarah Romberger- Anzahl der Beiträge : 10
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Re: Zum 1. Februar: Adaptionen/Adoptionen
Der "Kirchenclown" mit seinem auf der Matthäuspassion basierenden Programm, auf den ich bei meiner Recherche gestoßen war, verbreitet sicherlich eine Botschaft, die Bach selbst auch unterstützt hätte, da ihm die Verbreitung des Evangeliums offensichtlich ein Anliegen war. Ob die musikalische Umsetzung noch mit den Ideen und Vorstellungen des Schöpfers der Matthäuspassion zu vereinbaren ist, lässt sich nicht beantworten. Die inhaltliche "Botschaft" der Matthäuspassion wird, soweit ich sie verstehe, nicht verändert oder gar verdreht, und die musikalische Darbietung wird dies auch nicht tun, auch wenn sie sich nur auf vordergründige, bekannte Melodien beschränken mag. Ich halte daher diesen Umgang mit dem Werk Bachs für legitim und künstlerisch vertretbar.
Johannes_E- Anzahl der Beiträge : 10
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Re: Zum 1. Februar: Adaptionen/Adoptionen
Ich möchte meinem Beitrag der "Sankt-Bach Passion" von Maurizio Kagel widmen.
Das Werk wirft bei erster Betrachtung, beim ersten Hören viele Fragen auf, es verstört den Zuhörer. Für einen gläubigen Christen, der mit der Hör-Erwartung und der Hör-Erfahrung der Matthäuspassion (oder irgendeiner Passion) an das Werk herantritt, kann es durchaus als Provokation, als Blasphemie empfinden: Hat doch Kagel aus der Passionsgeschichte, dem heiligen Kern des Christentums, eine Biographie des Komponisten J.S. Bachs gemacht. Oder hat er nicht?
Zunächst einmal bedürfte es einer genaueren musikalischen Analyse, um zu sagen, ob man überhaupt von einer Adaption der Matthäuspassion sprechen kann. Einige Gemeinsamkeit sind schnell erkennbar: Die Form und der Umfang des Werkes, die Besetzung, der Wechsel von Rezitation, Choralhaftem und Durchkomponiertem. Einige Satzbezeichnungen scheinen direkt aus der Matthäuspassion entnommen zu sein, beispielhaft wäre " O Haupt voll Blut und Wunden" als der letzte Choral des Werkes. Doch viele der anderen Satzbezeichnungen beziehen sich entweder nicht direkt auf die M.P., nicht notwendigerweise überhaupt auf Bach oder stammen eindeutig aus der Feder Kagels. Überwiegen also die Unterschiede oder die Gemeinsamkeiten?
Sollte Kagels "Sankt-Bach Passion" nicht doch eher als ein originäres Werk angesehen werden, welches eine skurille und schillernde Liebeserklärung an den Komponistenübervater Bach darstellt? Umso mehr man dem Werk den direkten Bezug zu Bachs Passion nimmt, umso mehr verliert es Ungeheuerlichkeit und Provokation, umso zugänglicher wird es.
Man kann von der Komposition Kagels an sich, vom Stil und dem Beigeschmack des Werkes halten, was man will, es ist in jedem Fall ein unbequemes Werk, eines, dass zum Nachdenken anregt.
Das Werk wirft bei erster Betrachtung, beim ersten Hören viele Fragen auf, es verstört den Zuhörer. Für einen gläubigen Christen, der mit der Hör-Erwartung und der Hör-Erfahrung der Matthäuspassion (oder irgendeiner Passion) an das Werk herantritt, kann es durchaus als Provokation, als Blasphemie empfinden: Hat doch Kagel aus der Passionsgeschichte, dem heiligen Kern des Christentums, eine Biographie des Komponisten J.S. Bachs gemacht. Oder hat er nicht?
Zunächst einmal bedürfte es einer genaueren musikalischen Analyse, um zu sagen, ob man überhaupt von einer Adaption der Matthäuspassion sprechen kann. Einige Gemeinsamkeit sind schnell erkennbar: Die Form und der Umfang des Werkes, die Besetzung, der Wechsel von Rezitation, Choralhaftem und Durchkomponiertem. Einige Satzbezeichnungen scheinen direkt aus der Matthäuspassion entnommen zu sein, beispielhaft wäre " O Haupt voll Blut und Wunden" als der letzte Choral des Werkes. Doch viele der anderen Satzbezeichnungen beziehen sich entweder nicht direkt auf die M.P., nicht notwendigerweise überhaupt auf Bach oder stammen eindeutig aus der Feder Kagels. Überwiegen also die Unterschiede oder die Gemeinsamkeiten?
Sollte Kagels "Sankt-Bach Passion" nicht doch eher als ein originäres Werk angesehen werden, welches eine skurille und schillernde Liebeserklärung an den Komponistenübervater Bach darstellt? Umso mehr man dem Werk den direkten Bezug zu Bachs Passion nimmt, umso mehr verliert es Ungeheuerlichkeit und Provokation, umso zugänglicher wird es.
Man kann von der Komposition Kagels an sich, vom Stil und dem Beigeschmack des Werkes halten, was man will, es ist in jedem Fall ein unbequemes Werk, eines, dass zum Nachdenken anregt.
Max Gundermann- Anzahl der Beiträge : 10
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Re: Zum 1. Februar: Adaptionen/Adoptionen
Ich habe auf Youtube das Ballet gesehen. ( https://www.youtube.com/watch?v=IpP9QwqntFs )
Das sieht so aus, dass der Text von dem Choreographer gut gelesen und verstanden wurden. Aber musikalische Spielweise ist ziemlich modern ( wie 1970er Jahren ). Ich spiele nicht nur moderne Violine sondern auch barock Violine und mag historische Aufführung, die klarer und nicht zu dick klingt. Die Idee, das mit dem Ballet Bachs Passionmusik auszudrucken, finde ich nicht schlecht. Aber man muss immer beachten, wie die Musik geklungen werden sollen.
Ich vermute, relativ viele Leute, die nicht gern oft ins Konzert kommen, kommen ins Ballet. Besonders für solche Leute möchte ich besonders beachten, dass die sehr schön klingende Musik angeboten zu werden. Das finde ich schade.
Das sieht so aus, dass der Text von dem Choreographer gut gelesen und verstanden wurden. Aber musikalische Spielweise ist ziemlich modern ( wie 1970er Jahren ). Ich spiele nicht nur moderne Violine sondern auch barock Violine und mag historische Aufführung, die klarer und nicht zu dick klingt. Die Idee, das mit dem Ballet Bachs Passionmusik auszudrucken, finde ich nicht schlecht. Aber man muss immer beachten, wie die Musik geklungen werden sollen.
Ich vermute, relativ viele Leute, die nicht gern oft ins Konzert kommen, kommen ins Ballet. Besonders für solche Leute möchte ich besonders beachten, dass die sehr schön klingende Musik angeboten zu werden. Das finde ich schade.
Tetsuro Kanai- Anzahl der Beiträge : 11
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Re: Zum 1. Februar: Adaptionen/Adoptionen
Im Zusammenhang der letzten Aufgabe bin ich auf die Ballettinszenierung der Matthäuspassion durch John Neumeier neugierig geworden und habe mir ein paar Videos auf YouTube angeschaut.
https://www.youtube.com/watch?v=RwhJAiQV8As Zuletzt abgerufen am 01.02.2016 um 11:15
https://www.youtube.com/watch?v=QTVm8KIvAVs Zuletzt abgerufen am 01.02.2016 um 11:15
https://www.youtube.com/watch?v=IpP9QwqntFs Zuletzt abgerufen am 01.02.2016 um 11:15
Alle Videos stammen wohl von der Aufführung aus dem Jahr 2005 im Festspielhaus Baden-Baden, in der John Neumeier die Rolle des Jesus 60jährig zum letzten Mal selber tanzte. (online: http://www.3sat.de/page/?source=/3satedition/172574/index.html, zuletzt abgerufen am 01.02.2016 um 11:05)
Aufgefallen ist mir, dass Neumeier scheinbar versucht hat durch Bühnenbild, Kostüm und Anlage des Tanzes und der Szenen sowohl "die Geschichte" zu erzählen, als auch dem Zuschauer genug Freiraum zu lassen, seine eigenen Bilder auf das Dargestellte zu projizieren.
Das Bühnenbild ist spartanisch: schwarzer Hintergrund; schwarzer Boden; ein Podest, das durch Stufen zu erreichen ist und auf dem mehrere schwarze Bänke stehen; ein rotes Podest in Form eines Quadrates rechts vorne auf der Bühne. Die Kostüme sind alle in Weiß und weit geschnitten, was dazu führt, dass auch der flatternde weiße Stoff eine Rolle in dem Ballett spielt.
Die Tanzart scheint eine Moderne Art des Balletts zu sein. Die Bewegungen sind häufig nicht schön zu nennen.
Ich finde es beeindruckend, wie Neumeier dieses Ballett inszeniert hat. Durch die Schlichtheit von Bühnenbild und Kostüm erlaubt er es dem Zuschauer, wie schon gesagt, eigene Projektionen vorzunehmen, aber gleichzeitig spricht es auch für die Trostlosigkeit (Tod - schwarz) und Unschuld (Unschuld Jesu - weiß), die in der Matthäuspassion stecken. Dass die Tänzer vor dem Hintergrund dieser biblischen Geschichte, die u.a. von Leid, Verzweiflung und Tod erzählt, nicht "schön" tanzen können, versteht sich für mich von selbst.
Auch die merkwürdige Anlage, dass das Ensemble, das zum gegebenen Zeitpunkt nicht tanzt, trotzdem auf der Bühne bleibt und den Tänzern zuschaut, passt absolut zur Matthäuspassion. Zum einen passt es zu dem Musikstück selbst, bei dessen Aufführung alle Beteiligten "auf der Bühne" präsent sind. Zum anderen passt es auch zur Geschichte, in der quasi immer größere Gruppen von Personen handeln oder zumindest anwesend sind. Dass die Tänzer ihren Kollegen beim Tanzen zuschauen hat auch ein Wirkung auf den Zuschauer und auf die gesamte Aufführungssituation, da der Zuschauer nicht nur kunstvolle Bewegungen, sondern auch das "Zuschauen" vorgeführt bekommt, was eventuell wieder dazu führt, dass der Zuschauer seine eigene Rolle reflektiert. Anders wiederum konzentriert sich somit alle Aufmerksamkeit auf das Geschehen der tanzenden Personen, die durch diese Anlage der Szene quasi umzingelt sind. Da sich außer diesen Personen wenige bis gar keine Personen bewegen, bekommt deren tänzerischer Ausdruck in Verbindung mit der Musik einen erhöhten Stellenwert.
Alles in allem empfinde ich diese Adaption als sehr gelungen. John Neumeier hat nicht nur die Musik und die Geschichte für eine Ballettinszenierung bloß verwendet, sondern hat, meiner Meinung nach, sowohl dem Tanz, als auch der Musik und dem Text einen Mehrwert gegeben.
https://www.youtube.com/watch?v=RwhJAiQV8As Zuletzt abgerufen am 01.02.2016 um 11:15
https://www.youtube.com/watch?v=QTVm8KIvAVs Zuletzt abgerufen am 01.02.2016 um 11:15
https://www.youtube.com/watch?v=IpP9QwqntFs Zuletzt abgerufen am 01.02.2016 um 11:15
Alle Videos stammen wohl von der Aufführung aus dem Jahr 2005 im Festspielhaus Baden-Baden, in der John Neumeier die Rolle des Jesus 60jährig zum letzten Mal selber tanzte. (online: http://www.3sat.de/page/?source=/3satedition/172574/index.html, zuletzt abgerufen am 01.02.2016 um 11:05)
Aufgefallen ist mir, dass Neumeier scheinbar versucht hat durch Bühnenbild, Kostüm und Anlage des Tanzes und der Szenen sowohl "die Geschichte" zu erzählen, als auch dem Zuschauer genug Freiraum zu lassen, seine eigenen Bilder auf das Dargestellte zu projizieren.
Das Bühnenbild ist spartanisch: schwarzer Hintergrund; schwarzer Boden; ein Podest, das durch Stufen zu erreichen ist und auf dem mehrere schwarze Bänke stehen; ein rotes Podest in Form eines Quadrates rechts vorne auf der Bühne. Die Kostüme sind alle in Weiß und weit geschnitten, was dazu führt, dass auch der flatternde weiße Stoff eine Rolle in dem Ballett spielt.
Die Tanzart scheint eine Moderne Art des Balletts zu sein. Die Bewegungen sind häufig nicht schön zu nennen.
Ich finde es beeindruckend, wie Neumeier dieses Ballett inszeniert hat. Durch die Schlichtheit von Bühnenbild und Kostüm erlaubt er es dem Zuschauer, wie schon gesagt, eigene Projektionen vorzunehmen, aber gleichzeitig spricht es auch für die Trostlosigkeit (Tod - schwarz) und Unschuld (Unschuld Jesu - weiß), die in der Matthäuspassion stecken. Dass die Tänzer vor dem Hintergrund dieser biblischen Geschichte, die u.a. von Leid, Verzweiflung und Tod erzählt, nicht "schön" tanzen können, versteht sich für mich von selbst.
Auch die merkwürdige Anlage, dass das Ensemble, das zum gegebenen Zeitpunkt nicht tanzt, trotzdem auf der Bühne bleibt und den Tänzern zuschaut, passt absolut zur Matthäuspassion. Zum einen passt es zu dem Musikstück selbst, bei dessen Aufführung alle Beteiligten "auf der Bühne" präsent sind. Zum anderen passt es auch zur Geschichte, in der quasi immer größere Gruppen von Personen handeln oder zumindest anwesend sind. Dass die Tänzer ihren Kollegen beim Tanzen zuschauen hat auch ein Wirkung auf den Zuschauer und auf die gesamte Aufführungssituation, da der Zuschauer nicht nur kunstvolle Bewegungen, sondern auch das "Zuschauen" vorgeführt bekommt, was eventuell wieder dazu führt, dass der Zuschauer seine eigene Rolle reflektiert. Anders wiederum konzentriert sich somit alle Aufmerksamkeit auf das Geschehen der tanzenden Personen, die durch diese Anlage der Szene quasi umzingelt sind. Da sich außer diesen Personen wenige bis gar keine Personen bewegen, bekommt deren tänzerischer Ausdruck in Verbindung mit der Musik einen erhöhten Stellenwert.
Alles in allem empfinde ich diese Adaption als sehr gelungen. John Neumeier hat nicht nur die Musik und die Geschichte für eine Ballettinszenierung bloß verwendet, sondern hat, meiner Meinung nach, sowohl dem Tanz, als auch der Musik und dem Text einen Mehrwert gegeben.
Charlene Jakob- Anzahl der Beiträge : 10
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Re: Zum 1. Februar: Adaptionen/Adoptionen
Ich habe mich soweit möglich näher mit dem Hörspiel "Johann Sebastian Bach – Die Matthäuspassion" beschäftigt, wobei mir nur eine kurze Hörprobe zur Verfügung stand.
In dieser wird jedoch deutlich wie das gesamte Hörspiel aufgebaut sein dürfte.
Die Handlung ist nicht die Passionsgeschichte, sondern ein (teils wohl fiktiver) Teil der Familiengeschichte Bachs, wobei Johann Sebastian und sein Sohn Carl Philipp Emanuel. Bach arbeitet an der Matthäuspassion (dies sind die Stellen wo im Ausschnitte der Passion zu hören sind) und erklärt gleichzeitig wie die Musik zu verstehen ist. Carl Philipp Emanuel übernimmt den "actionreichen Teil" des Hörspiels, vermutlich, damit es nicht zu einer Dokumentation ausartet, lauscht aber immer mal wieder beim Vater und ist von der schönen Musik (die jetzt wieder eingeblendet wird) bewegt (wie überraschend).
Ich finde es eine gute Idee die Matthäuspassion in ein Hörspiel einzubinden, da Kindern so die Musik näher gebracht werden kann, die sie sonst vermutlich nur langweilig fänden.
In dieser wird jedoch deutlich wie das gesamte Hörspiel aufgebaut sein dürfte.
Die Handlung ist nicht die Passionsgeschichte, sondern ein (teils wohl fiktiver) Teil der Familiengeschichte Bachs, wobei Johann Sebastian und sein Sohn Carl Philipp Emanuel. Bach arbeitet an der Matthäuspassion (dies sind die Stellen wo im Ausschnitte der Passion zu hören sind) und erklärt gleichzeitig wie die Musik zu verstehen ist. Carl Philipp Emanuel übernimmt den "actionreichen Teil" des Hörspiels, vermutlich, damit es nicht zu einer Dokumentation ausartet, lauscht aber immer mal wieder beim Vater und ist von der schönen Musik (die jetzt wieder eingeblendet wird) bewegt (wie überraschend).
Ich finde es eine gute Idee die Matthäuspassion in ein Hörspiel einzubinden, da Kindern so die Musik näher gebracht werden kann, die sie sonst vermutlich nur langweilig fänden.
Jonathan D.- Anzahl der Beiträge : 8
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