Geburtshaus: Lutherische Kirche(nmusik)

Für mich interessant der Vergleich zu der Verarbeitung von "O Haupt voll Blut und Wunden" von Mendelssohn, die schon in diesem Thread angesprochen wurde.
https://www.youtube.com/watch?v=btqvjhYBdSA
Meiner Meinung nach tifft Mendelssohn in diesem Fall den gleichen Tenor wie Bach.
Die Auseinandersetzung mit seinem "Vorgänger" ist augenscheinlich und weist eine faszinierende künstlerische Verarbeitung auf.
Eine ähnliche Verarbeitungsweise kann man im Vergleich von Bach's Cantate BWV 80 - Ein feste Burg ist unser Gott und dem 4. Satz von Mendelssohns 5. Sinfonie erkennen.

Eine Betrachtung wäre die Harmonik des Werkes wert: Der halbschlüssige Charakter des Chorals wird von Bach durch Abänderung der Melodie umgangen (z. B. im Choral "O Haupt voll Blut und Wunden"). Man könnte eine interessante Untersuchung anstellen, an welchen Stellen Bach den Halbschluss und den Ganzschluss verwendet.

O Haupt voll Blut und Wunden ist der von Paul Gerhardt ins Deutsche übersetzte lateinische Hymnus Salve caput cruentatum. Die Melodie stammt von Johann Crüger, der diese an mein G'müt ist mir verwirret von Leo Hassler angelehnt hat.

Die Bedeutung für Bach zeigt für mich eigentlich schon, dass er die Strophen, die er für die Matthäuspassion ausgewählt hat, selbst gewählt hat und die Wahl nicht seinem Textdichter Picander überließ(Dies zeigt auch eine große Wichtigkeit für die Matthäuspassion selbst, dass er genau diese Texte mit der Melodie in diesem Werk haben wollte!).
Auch die Verwendung der Melodie (wenn auch mit anderem Text) im Weihnachtsoratorium u.a. zeugen von der Hohen Importanz, die dieser Choral für Bach innehatte.