Fragen zu "Umfeld: Der gattungsgeschichtliche Hintergrund"
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Fragen zu "Umfeld: Der gattungsgeschichtliche Hintergrund"
Suchen Sie Noten und/oder Aufnahmen einer Passionsvertonung aus der Zeit vor 1727 heraus. Welche Unterschiede zu Bachs Matthäuspassion falls Ihnen auf? Notieren Sie Stichworte.
Re: Fragen zu "Umfeld: Der gattungsgeschichtliche Hintergrund"
Ich habe mir die Lukas-Passion von Heinrich Schütz angehört:
- Passionsvertonung ist nur vokal mit Chor + Solisten
- sehr schlicht gehalten
- Praktisch kaum musikalische Ausdeutung und gar expressive Stellen
- erinnert an gregorianische Gesänge, die immer einen bestimmten Ton umspielen.
- der größte Teil besteht aus Rezitativen, die von jeweils einem Sänger ohne Begleitung vorgetragen werden. Es wirkt eher wie ein Vortrag.
- Passionsvertonung ist nur vokal mit Chor + Solisten
- sehr schlicht gehalten
- Praktisch kaum musikalische Ausdeutung und gar expressive Stellen
- erinnert an gregorianische Gesänge, die immer einen bestimmten Ton umspielen.
- der größte Teil besteht aus Rezitativen, die von jeweils einem Sänger ohne Begleitung vorgetragen werden. Es wirkt eher wie ein Vortrag.
Juri.- Anzahl der Beiträge : 10
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Re: Fragen zu "Umfeld: Der gattungsgeschichtliche Hintergrund"
Ich habe die Matthäus-Passion von H. Schütz von 1666 (SWV 479) ausgewählt.
Auch diese Passion ist – wie die o.g. Lukas-Passion – im Unterschied zu Bachs Matthäus-Passion ohne instrumentale Begleitung. Es existiert keine Doppelchörigkeit. Der Bibeltext wird nicht durch andere Texteinschübe unterbrochen. Der melodische Rahmen wird durch den dorischen Kirchenton gesetzt, den Schütz zum g erweitert. Bach dagegen nutzt die Bandbreite der Tonarten vollkommen aus. Die Turbachöre sind Ausdruck der Affekte, bei Bach sind sie auch Teil der Handlung. Die Choräle sind von Schütz nicht mensuriert notiert worden.
Auch diese Passion ist – wie die o.g. Lukas-Passion – im Unterschied zu Bachs Matthäus-Passion ohne instrumentale Begleitung. Es existiert keine Doppelchörigkeit. Der Bibeltext wird nicht durch andere Texteinschübe unterbrochen. Der melodische Rahmen wird durch den dorischen Kirchenton gesetzt, den Schütz zum g erweitert. Bach dagegen nutzt die Bandbreite der Tonarten vollkommen aus. Die Turbachöre sind Ausdruck der Affekte, bei Bach sind sie auch Teil der Handlung. Die Choräle sind von Schütz nicht mensuriert notiert worden.
Achim Pollmann- Anzahl der Beiträge : 13
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Re: Fragen zu "Umfeld: Der gattungsgeschichtliche Hintergrund"
Ich habe mir die Johannes-Passion von Heinrich Schütz angehört:
- wie auch bei den anderen Beiden (siehe oben) besteht diese Passion nur aus rein Vocal.
- ist viel kürzer & knapper gefasst als die Matthäus-Passion
- es sind sehr kirchliche Gesänge in den Solo-Stellen, sie erinnern mich an die Gesänge der Pastoren, wenn sie bei uns zum Abendmahl einladen.
- Die Johannes-Passion klingt eher wie ein Vortrag oder eine Lesung (wie von Juri auch genannt)
- die Solo-Stellen sind sehr schlicht gehalten, dagegen sind die Chor Stellen interessanter und unterbrechen die "Lesung". Auch klingen die Chor Stellen vom Tonumfang größer und mach das Werk mehr zu einem Stück.
- wie auch bei den anderen Beiden (siehe oben) besteht diese Passion nur aus rein Vocal.
- ist viel kürzer & knapper gefasst als die Matthäus-Passion
- es sind sehr kirchliche Gesänge in den Solo-Stellen, sie erinnern mich an die Gesänge der Pastoren, wenn sie bei uns zum Abendmahl einladen.
- Die Johannes-Passion klingt eher wie ein Vortrag oder eine Lesung (wie von Juri auch genannt)
- die Solo-Stellen sind sehr schlicht gehalten, dagegen sind die Chor Stellen interessanter und unterbrechen die "Lesung". Auch klingen die Chor Stellen vom Tonumfang größer und mach das Werk mehr zu einem Stück.
IndraSchievink- Anzahl der Beiträge : 10
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Re: Fragen zu "Umfeld: Der gattungsgeschichtliche Hintergrund"
Ich habe mich mit der Matthäuspassion von Orlando di Lasso aus dem Jahre 1575 beschäftigt.
- sie ist nur etwa halb so lang wie Bachs Matthäuspassion
- der Text ist in lateinischer Sprache
- reiner Gesang, ohne instrumentale Begleitung
- überwiegend solistisch, von Männern in deklamatorischer Weise vorgetragen
-> durchgängiges rhythmisches Motiv, geringer Ambitus
-> wird erst gegen Ende durch weitere Stimmen unisono verstärkt
- Chor - Stellen sind meist mit hohen Gesangsstimmen besetzt, zum großen Teil polyphon
- sie ist nur etwa halb so lang wie Bachs Matthäuspassion
- der Text ist in lateinischer Sprache
- reiner Gesang, ohne instrumentale Begleitung
- überwiegend solistisch, von Männern in deklamatorischer Weise vorgetragen
-> durchgängiges rhythmisches Motiv, geringer Ambitus
-> wird erst gegen Ende durch weitere Stimmen unisono verstärkt
- Chor - Stellen sind meist mit hohen Gesangsstimmen besetzt, zum großen Teil polyphon
Regina Fischer- Anzahl der Beiträge : 10
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Re: Fragen zu "Umfeld: Der gattungsgeschichtliche Hintergrund"
Ich habe die Matthäuspassion von Johann Valentin Meder (um 1700) ausgewählt.
-Jesus-Worte werden stets von zwei Violinen begleitet
-Instrumental werden nur ein Continuo-Instrument, zwei Geigen, zwei Flöten und zwei Oboen benötigt -> Fokus noch stärker auf Gesang, Instrumentalbegleitung steht im Hintergrund -> klar und zugänglich (für Hörer)
-deutlich kürzer als Bachs Matthäuspassion (etwa 75 Minuten)
-Höreindruck: weniger dramatisch als Bachs Matthäuspassion
-Jesus-Worte werden stets von zwei Violinen begleitet
-Instrumental werden nur ein Continuo-Instrument, zwei Geigen, zwei Flöten und zwei Oboen benötigt -> Fokus noch stärker auf Gesang, Instrumentalbegleitung steht im Hintergrund -> klar und zugänglich (für Hörer)
-deutlich kürzer als Bachs Matthäuspassion (etwa 75 Minuten)
-Höreindruck: weniger dramatisch als Bachs Matthäuspassion
sophietaphorn- Anzahl der Beiträge : 10
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Re: Fragen zu "Umfeld: Der gattungsgeschichtliche Hintergrund"
Ausgesucht habe ich mir die Matthäuspassion von Orlando di Lasso von 1575. Sofort fällt auf, dass es in dem Werk ausschließlich zwei Sänger, einen Tenor und einen Bariton, wirken.
Bach's Werk wurde im 19 Jahrhundert als Hauptwerks des Barock bezeichnet, so sagt es mit dem Begriff des Barock schon aus, dass es sich hierbei um ein vokalistisches und instrumentales Großwerk handelt. Wenn man allein die Vokalisten Lassos mit denen in der Fassung Bach's vergleicht wird es sehr deutlich: Bach verwendete vier Solostimmen für die Rezitative und Arien (Sopran, Alt, Tenor, Bass), zusätzlich Rollen-Solopartien (Evangelist – Tenor, Jesus – Bass, Zwei Mägde, Frau des Pilatus – Soprane, Zwei Zeugen – Alt und Tenor, Simon Petrus, Judas Ischariot, Hohepriester, zwei Priester, Pilatus – Bässe), umrahmt von zwei vierstimmigen Chören.
Historisch verständlich wird dies, da es zu Lebzeiten Lasso's üblich war, die Passion schlicht zu halten ("gesungene Passion"). Im Gegensatz zu Zeiten Bachs, als es immer populärer wurde, zunächst Instrumente beizufügen ("musizierte Passion") und folgend auch opernhafte Elemente wie Rezitative und Arien einzusetzen. („oratorische Passion“).
Das Werk von Lasso wurde (obwohl Lasso fließend deutsch sprach) in Latein gesungen, sodass es damaligen Zuhörern wie auch mir nicht/kaum verständlich war. Bach's Passion hingegen übernimmt luthers Bibelworte unverändert und fügt auch kommentierende bzw. reflektierende Partien bei.
Auch enthällt Lasso's Passion kaum expressive Stellen, sie klingt mehr meditativ, im Gegensatz zu Bach.
Ein letzendlich Grundlegender Unterschied beider Werke liegt darin, dass Bachs Matthäuspassion, im Gegensatz zu Lasso's, nicht für das kirchenmusikalische Tagesgeschäft gedacht war, sondern sozusagen als Monument in die Geschichte eingehen und noch lange Zeit (nach)wirken sollte.
So erinnert mich Lasso's Werk etwas an die Vorträge, des jüdischen Kantors, in der jüd. Gemeinde meiner Großeltern. (der in hebräisch statt latein vorträgt)
Bach's Werk wurde im 19 Jahrhundert als Hauptwerks des Barock bezeichnet, so sagt es mit dem Begriff des Barock schon aus, dass es sich hierbei um ein vokalistisches und instrumentales Großwerk handelt. Wenn man allein die Vokalisten Lassos mit denen in der Fassung Bach's vergleicht wird es sehr deutlich: Bach verwendete vier Solostimmen für die Rezitative und Arien (Sopran, Alt, Tenor, Bass), zusätzlich Rollen-Solopartien (Evangelist – Tenor, Jesus – Bass, Zwei Mägde, Frau des Pilatus – Soprane, Zwei Zeugen – Alt und Tenor, Simon Petrus, Judas Ischariot, Hohepriester, zwei Priester, Pilatus – Bässe), umrahmt von zwei vierstimmigen Chören.
Historisch verständlich wird dies, da es zu Lebzeiten Lasso's üblich war, die Passion schlicht zu halten ("gesungene Passion"). Im Gegensatz zu Zeiten Bachs, als es immer populärer wurde, zunächst Instrumente beizufügen ("musizierte Passion") und folgend auch opernhafte Elemente wie Rezitative und Arien einzusetzen. („oratorische Passion“).
Das Werk von Lasso wurde (obwohl Lasso fließend deutsch sprach) in Latein gesungen, sodass es damaligen Zuhörern wie auch mir nicht/kaum verständlich war. Bach's Passion hingegen übernimmt luthers Bibelworte unverändert und fügt auch kommentierende bzw. reflektierende Partien bei.
Auch enthällt Lasso's Passion kaum expressive Stellen, sie klingt mehr meditativ, im Gegensatz zu Bach.
Ein letzendlich Grundlegender Unterschied beider Werke liegt darin, dass Bachs Matthäuspassion, im Gegensatz zu Lasso's, nicht für das kirchenmusikalische Tagesgeschäft gedacht war, sondern sozusagen als Monument in die Geschichte eingehen und noch lange Zeit (nach)wirken sollte.
So erinnert mich Lasso's Werk etwas an die Vorträge, des jüdischen Kantors, in der jüd. Gemeinde meiner Großeltern. (der in hebräisch statt latein vorträgt)
mariyaz- Anzahl der Beiträge : 10
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Re: Fragen zu "Umfeld: Der gattungsgeschichtliche Hintergrund"
Joachim a Burck (1546-1610) hat eine "Passio Jesu Christi" komponiert (Entstehungszeit mir unbekannt), die " Im 22. Psalm des Propheten Davids beschrieben und mit lieblicher Harmonie gezieret" ist.
- Diese Passionsmusik ist wesentlich kürzer
- besteht aus vier Teilen
- ausschließlich 3 bis vierstimmiger Choral
- keine Rezitaive und Arien
- Instrumentation einfache Begleitung mit "lieblicher Harmonik", also wesentlich schlichter und vor allem nur duch ein Begleitinstrument
- Handlung beschränkt sich auf den Ausspruch Jesu "Mein Gott, warum hast Du mich verlassen" und dem alttestamentarischen "Auszug des Volkes Israel"
- der Vorwurf Jesu wechselt danach in Lobpreisung des Herrn
- Der aufgebrachte "Mob" der Jesus töten will, wird metaphorisch als Hunde, Ochsen, Löwen und Einhörner bezeichnet.
- Diese Passionsmusik ist wesentlich kürzer
- besteht aus vier Teilen
- ausschließlich 3 bis vierstimmiger Choral
- keine Rezitaive und Arien
- Instrumentation einfache Begleitung mit "lieblicher Harmonik", also wesentlich schlichter und vor allem nur duch ein Begleitinstrument
- Handlung beschränkt sich auf den Ausspruch Jesu "Mein Gott, warum hast Du mich verlassen" und dem alttestamentarischen "Auszug des Volkes Israel"
- der Vorwurf Jesu wechselt danach in Lobpreisung des Herrn
- Der aufgebrachte "Mob" der Jesus töten will, wird metaphorisch als Hunde, Ochsen, Löwen und Einhörner bezeichnet.
Yuki Suzuki- Anzahl der Beiträge : 10
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Re: Fragen zu "Umfeld: Der gattungsgeschichtliche Hintergrund"
Ich habe mich mit der Markuspassion von Reinhard Keiser beschäftigt. Dieses Werk weist einige Ähnlichkeiten mit den bachschen Passionen auf, was nicht verwunderlich ist, da J.S. Bach dieses Werk selbst mehrfach aufführte, bearbeitete und wohl auch hoch schätzte.
Dennoch unterscheidet sich Keisers Komposition in mehreren Punkten:
-sehr hohe Emotionalität in den Arien
-ein im gesamten Verhältnis kleinerer Chorpart
-nur drei homophone Choräle (Bach ersetzte diese durch eigene Choräle)
-die einzelnen Arien, Rezitative, Chöre sind kürzer (i.e. ein "inhaltlicher Gedanke" wird vergleichsweise kurz verhandelt)
-drei instrumentale Teile ("Sinfonia")
Insgesamt muss aber vor allem erwähnt werden, dass Bach offensichtlich auch dieses Werk zum Vorbild hatte. So gibt es viele Stellen und sogar musikalische Wendungen, die sehr an Bach erinnern.
Dennoch unterscheidet sich Keisers Komposition in mehreren Punkten:
-sehr hohe Emotionalität in den Arien
-ein im gesamten Verhältnis kleinerer Chorpart
-nur drei homophone Choräle (Bach ersetzte diese durch eigene Choräle)
-die einzelnen Arien, Rezitative, Chöre sind kürzer (i.e. ein "inhaltlicher Gedanke" wird vergleichsweise kurz verhandelt)
-drei instrumentale Teile ("Sinfonia")
Insgesamt muss aber vor allem erwähnt werden, dass Bach offensichtlich auch dieses Werk zum Vorbild hatte. So gibt es viele Stellen und sogar musikalische Wendungen, die sehr an Bach erinnern.
fabiankrämer- Anzahl der Beiträge : 10
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Re: Fragen zu "Umfeld: Der gattungsgeschichtliche Hintergrund"
Ich habe die deutsche Passion von Joachim a Burck (1567) gehört. Im Gegensatz zur Matthäuspassion von Bach
-ist sie hauptsächlich chörisch, also keine Solisten, Rezitative, Arien o.ä.
-deutlich kürzer (nur einige Minuten)
-ist sie nach der Passionsgeschichte nach Johannes
-durchkomponiert, kaum sich wiederholenden Passagen
-verzichtet sie auf Choräle, die zwischendurch erklingen
-ist sie a capella
-ist sie hauptsächlich chörisch, also keine Solisten, Rezitative, Arien o.ä.
-deutlich kürzer (nur einige Minuten)
-ist sie nach der Passionsgeschichte nach Johannes
-durchkomponiert, kaum sich wiederholenden Passagen
-verzichtet sie auf Choräle, die zwischendurch erklingen
-ist sie a capella
Anne Mey- Anzahl der Beiträge : 10
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Re: Fragen zu "Umfeld: Der gattungsgeschichtliche Hintergrund"
Ich habe mir die Mattäuspassion, SWV 479 (c. 1665) von Heinrich Schütz ausgesucht und mit Bachs verglichen:
- Die Dauer der Musik ist wesentlich kürzer (ca. eine Stunde)
- Besetzung: rein Vokal. Das ganze Stück besteht nur aus Chor und Rezitative ohne instrumentalbegleitung
- Die Rezitative haben sehr kirchlichen und sprechenden Charakter (wie bei Lesung). Rezit. von Bachs sind dagegen viel musikalischer.
ranmo- Anzahl der Beiträge : 2
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Re: Fragen zu "Umfeld: Der gattungsgeschichtliche Hintergrund"
Johann Christoph Demantius (1567-1643):
Passion nach dem Evangelisten Johannes + Weissagung des Leidens und Sterbens Jesu Christi aus dem 53. Kapitel des Propheten Esajae (1631)
--> imslp: Demantius, Johannespassion + Weissagung nach Jesaja
- 1 Chor zu 6 Stimmen (Cantus I + II, Altus, Tenor I + II, Bassus)
- keine Instrumente notiert
- Nur Bibeltext (Johannes in der Passion, Jesaja in der Weissagung) + Anfang- und Schlussformel in der Passion ("Höret das Leiden unsers Herren Jesu Christi aus dem Evangelisten Johanne" und "Wir glauben lieber Herr, mehre unsern Glauben. Amen.)
- ausschließlich mehrstimmig durchkomponiert (auch Jesus und Evangelist etc. mehrstimmig)
- sowohl Passion als auch Weissagung in 3 Teile aufgeteilt
- wesentlich kürzer als J. S. Bachs Matthäuspassion
Scheinbar sind die Johannespassion und die Weissagung nach Jesaja zwar als zwei separate Stücke zu betrachten, die jedoch eine Einheit bilden (können).
Passion nach dem Evangelisten Johannes + Weissagung des Leidens und Sterbens Jesu Christi aus dem 53. Kapitel des Propheten Esajae (1631)
--> imslp: Demantius, Johannespassion + Weissagung nach Jesaja
- 1 Chor zu 6 Stimmen (Cantus I + II, Altus, Tenor I + II, Bassus)
- keine Instrumente notiert
- Nur Bibeltext (Johannes in der Passion, Jesaja in der Weissagung) + Anfang- und Schlussformel in der Passion ("Höret das Leiden unsers Herren Jesu Christi aus dem Evangelisten Johanne" und "Wir glauben lieber Herr, mehre unsern Glauben. Amen.)
- ausschließlich mehrstimmig durchkomponiert (auch Jesus und Evangelist etc. mehrstimmig)
- sowohl Passion als auch Weissagung in 3 Teile aufgeteilt
- wesentlich kürzer als J. S. Bachs Matthäuspassion
Scheinbar sind die Johannespassion und die Weissagung nach Jesaja zwar als zwei separate Stücke zu betrachten, die jedoch eine Einheit bilden (können).
Charlene Jakob- Anzahl der Beiträge : 10
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Re: Fragen zu "Umfeld: Der gattungsgeschichtliche Hintergrund"
Ich habe Johannespassion(SWV 481) von Heinrich Schütz (1585–1672) angehört.
- ohne Instrumentbegleitung
- kürzer als Matthäus-Passion von Bach
- lange dialogische Rezitativstrecke zwischen Evangelist und die Andern
- kein zusätzliche Meditationstext, nur Original Bibel Text
- ohne Instrumentbegleitung
- kürzer als Matthäus-Passion von Bach
- lange dialogische Rezitativstrecke zwischen Evangelist und die Andern
- kein zusätzliche Meditationstext, nur Original Bibel Text
Tae Wan Kim- Anzahl der Beiträge : 11
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Re: Fragen zu "Umfeld: Der gattungsgeschichtliche Hintergrund"
Ich vergleiche Bachs Passion mit der Markuspassion von Reinhard Keiser:
Im Vergleich zur Matthäus-Passion fällt mir folgendes auf:
- deutlich kürzer
- beginnt erst mit der Ölberg-Szene
- der Chor übernimmt wie bei Bach zwei Funktionen: Er kommentiert das Geschehen (z.B. durch Choräle), wird aber als "Volk" auch selbst tätig (z.B. Wahrlich, du bist der einer)
- Evangelist und Jesus sind bereits typisch besetzt (Evangelist: Tenor, Jesus: Bass)
- Die Partie des Evangelisten liegt deutlich tiefer als bei Bach
- Jesus wird, wie bei Bach auch, über weite Strecken von den Streichern begleitet und nicht nur vom Continuo
Im Vergleich zur Matthäus-Passion fällt mir folgendes auf:
- deutlich kürzer
- beginnt erst mit der Ölberg-Szene
- der Chor übernimmt wie bei Bach zwei Funktionen: Er kommentiert das Geschehen (z.B. durch Choräle), wird aber als "Volk" auch selbst tätig (z.B. Wahrlich, du bist der einer)
- Evangelist und Jesus sind bereits typisch besetzt (Evangelist: Tenor, Jesus: Bass)
- Die Partie des Evangelisten liegt deutlich tiefer als bei Bach
- Jesus wird, wie bei Bach auch, über weite Strecken von den Streichern begleitet und nicht nur vom Continuo
lennarthoyer- Anzahl der Beiträge : 10
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Re: Fragen zu "Umfeld: Der gattungsgeschichtliche Hintergrund"
Heinrich Schütz - Johannes Passion (Urfassung 1665):
- die Besetzung ist rein Vokal gesetzt, in der selbst ein stützender Generalbass keine Verwendung findet
- der Chor singt meist kurze und rhythmische Passagen
- zum größten Teil besteht das Werk aus Rezitationen
- neben Jesus und Pilatus nimmt der Evangelist die Hauptrolle ein und führt durch die ganze Handlung
- die Passionsgeschichte wird sehr detailliert wiedergegeben
- Eingeleitet und beendet wird die Johannes-Passion mit einem Chorgesang
- die Passion ist in dem charakteristischen "wild-leidenschaftlichen und düsteren" phrygischen Modus komponiert worden
- die Aufführungsdauer beträgt nur knapp 37 Min. und somit somit viel kürzer als die Matthäus-Passion von J.S. Bach
- die Besetzung ist rein Vokal gesetzt, in der selbst ein stützender Generalbass keine Verwendung findet
- der Chor singt meist kurze und rhythmische Passagen
- zum größten Teil besteht das Werk aus Rezitationen
- neben Jesus und Pilatus nimmt der Evangelist die Hauptrolle ein und führt durch die ganze Handlung
- die Passionsgeschichte wird sehr detailliert wiedergegeben
- Eingeleitet und beendet wird die Johannes-Passion mit einem Chorgesang
- die Passion ist in dem charakteristischen "wild-leidenschaftlichen und düsteren" phrygischen Modus komponiert worden
- die Aufführungsdauer beträgt nur knapp 37 Min. und somit somit viel kürzer als die Matthäus-Passion von J.S. Bach
Jaqueline Lang- Anzahl der Beiträge : 10
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Re: Fragen zu "Umfeld: Der gattungsgeschichtliche Hintergrund"
Ich habe mir die "Historia der Passion und des Leidens unseres einigen Erlösers und Seligmachers Jesu Christi" von Leonhard Lechner angehört. Die wurde in 1593 komponiert und basiert auf der Johannespassion.
-Die Besetzung ist für 4-stimmiger Chor und ohne Instrumente.
-Die Passion ist erheblich kürzer als die von Bach (nur etwa 30 min)
-Der Chor singt durchgehend. Es gibt keine Soli, Recitative, oder große Pausen.
-Die Musik klingt die ganze Zeit sehr ähnlich, es gebt wenig Variation im Tempo, Stimmlage, etc.
-Die Besetzung ist für 4-stimmiger Chor und ohne Instrumente.
-Die Passion ist erheblich kürzer als die von Bach (nur etwa 30 min)
-Der Chor singt durchgehend. Es gibt keine Soli, Recitative, oder große Pausen.
-Die Musik klingt die ganze Zeit sehr ähnlich, es gebt wenig Variation im Tempo, Stimmlage, etc.
Kari Mattson- Anzahl der Beiträge : 2
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Re: Fragen zu "Umfeld: Der gattungsgeschichtliche Hintergrund"
Ich habe mir die Lukas-Passion (SWV 480) von Heinrich Schütz aus dem Jahre 1653 ausgesucht:
-die Passion ist rein vokal mit einem Chor und Solisten
-> Bachs Matthäuspassion: mit Solisten, 2 Chören und Orchestern Bachs am stärksten besetztes Werk
-auch in der Länge ganz andere Dimensionen: ca. 40 Minuten dauert Schütz' Lukas-Passion
-insgesamt musikalisch viel schlichter gehalten
-Fokus liegt auf Texten aus der Bibel und nicht auf musikalischer Ausdeutung und Umspielung
-Solisten wechseln sich ab mit langen rezitativischen Strecken
-für mich persönlich weniger Genuss beim Zuhören und mehr belehrt werden, alternativer Gottesdienst
-die Passion ist rein vokal mit einem Chor und Solisten
-> Bachs Matthäuspassion: mit Solisten, 2 Chören und Orchestern Bachs am stärksten besetztes Werk
-auch in der Länge ganz andere Dimensionen: ca. 40 Minuten dauert Schütz' Lukas-Passion
-insgesamt musikalisch viel schlichter gehalten
-Fokus liegt auf Texten aus der Bibel und nicht auf musikalischer Ausdeutung und Umspielung
-Solisten wechseln sich ab mit langen rezitativischen Strecken
-für mich persönlich weniger Genuss beim Zuhören und mehr belehrt werden, alternativer Gottesdienst
nicolaruh- Anzahl der Beiträge : 10
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Re: Fragen zu "Umfeld: Der gattungsgeschichtliche Hintergrund"
Die um 1700 entstandene Johannespassion A. Scarlattis unterscheidet sich in einigen Punkten deutlich von Bachs Matthäuspassion:
- keine oratorische Passion, sondern responsoriale Passion
- ausschließlich lat. Bibeltext sowie Eröffnung „Passio Domini nostri Jesu Christi secundum Joannem“ vertont
- monodischer Evangelistenbericht dominierend
- alle Christusworte sowie andere wichtige Stellen mit Streicherbegleitung versehen
- sehr knappe Turba-Chöre
- Werk für die nachtridentinische Karfreitagsliturgie
- keine oratorische Passion, sondern responsoriale Passion
- ausschließlich lat. Bibeltext sowie Eröffnung „Passio Domini nostri Jesu Christi secundum Joannem“ vertont
- monodischer Evangelistenbericht dominierend
- alle Christusworte sowie andere wichtige Stellen mit Streicherbegleitung versehen
- sehr knappe Turba-Chöre
- Werk für die nachtridentinische Karfreitagsliturgie
cedrictrappmann- Anzahl der Beiträge : 10
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Re: Fragen zu "Umfeld: Der gattungsgeschichtliche Hintergrund"
Marco Gioseppe Peranda - Markuspassion (1668)
- 5 Solisten / 1 Chor
- in F-Dur komponiert, bei Matthäuspassion eher seltener zu finden, viel größere Bandbreite an Tonarten
- nur 16 min lang, viel kürzer als Passion von Bach
- ohne Orchesterbegleitung, a capella
- nur Bibeltext, keine anderen Texteinschübe
- 5 Solisten / 1 Chor
- in F-Dur komponiert, bei Matthäuspassion eher seltener zu finden, viel größere Bandbreite an Tonarten
- nur 16 min lang, viel kürzer als Passion von Bach
- ohne Orchesterbegleitung, a capella
- nur Bibeltext, keine anderen Texteinschübe
Rabea Schreiber- Anzahl der Beiträge : 10
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Re: Fragen zu "Umfeld: Der gattungsgeschichtliche Hintergrund"
Ich habe mir die Matthäuspassion von Orlando di Lasso (1532-1594) angehört.
Der augenscheinlich größte Unterschied ist der Umfang der Passion Lassos.
In jeder Dimension ist sein Werk zeitgemäß schlichter und kleiner Gehalten.
Beispiele hierfür sind die Dauer von weniger als einer Stunde, die a capella-Bestzung und das verwandte musikalische Material.
Die Unterschiede entstehen gehen natürlich aus dem historischen Kontext der Komponisten hervor, sowie der Gebrauchsweise der jeweiligen Komposition.
Der augenscheinlich größte Unterschied ist der Umfang der Passion Lassos.
In jeder Dimension ist sein Werk zeitgemäß schlichter und kleiner Gehalten.
Beispiele hierfür sind die Dauer von weniger als einer Stunde, die a capella-Bestzung und das verwandte musikalische Material.
Die Unterschiede entstehen gehen natürlich aus dem historischen Kontext der Komponisten hervor, sowie der Gebrauchsweise der jeweiligen Komposition.
Kevin Hemkemeier- Anzahl der Beiträge : 10
Anmeldedatum : 07.11.15
Re: Fragen zu "Umfeld: Der gattungsgeschichtliche Hintergrund"
Orlando di Lasso - Matthäus Passion (1575)
Während Matthäus Passion von Bach rein instrumental anfängt, damit man diese Passion sofort als Musik wahrnimmt, fängt die Passion von Lasso mit lautes Rezitieren an. Bei der Rezitieren habe ich zwei verschiedene Männer Stimme gehört, die eine etwas tiefer als die andere war. Ich habe irgednwo gelesen, dass tiefe Stimme für das Wort von Jesus sein soll. Aber ich konnte nicht erkennen, weil Text lateinisch war.
Das Rezitieren wird von Chor untergebrochen. Bei Bach gibt es manch mal die Stelle, wo nur eine Stimme singt, oder ein- zwei Stimme mit ganz leichteren Verzierung, aber bei Lasso singen alle Stimme zusammen mit dem gleichen Rhythmus. Von dem Eindruck war das eher harmonischer Zusammenklang, als Gesang. Bachs Passion klingt mehr als Musik Stück, während man von Lassos das Eindruck bekommt, dass man eine gemeinsame Erzählung hört.
Während Matthäus Passion von Bach rein instrumental anfängt, damit man diese Passion sofort als Musik wahrnimmt, fängt die Passion von Lasso mit lautes Rezitieren an. Bei der Rezitieren habe ich zwei verschiedene Männer Stimme gehört, die eine etwas tiefer als die andere war. Ich habe irgednwo gelesen, dass tiefe Stimme für das Wort von Jesus sein soll. Aber ich konnte nicht erkennen, weil Text lateinisch war.
Das Rezitieren wird von Chor untergebrochen. Bei Bach gibt es manch mal die Stelle, wo nur eine Stimme singt, oder ein- zwei Stimme mit ganz leichteren Verzierung, aber bei Lasso singen alle Stimme zusammen mit dem gleichen Rhythmus. Von dem Eindruck war das eher harmonischer Zusammenklang, als Gesang. Bachs Passion klingt mehr als Musik Stück, während man von Lassos das Eindruck bekommt, dass man eine gemeinsame Erzählung hört.
Shino- Anzahl der Beiträge : 11
Anmeldedatum : 24.10.15
Re: Fragen zu "Umfeld: Der gattungsgeschichtliche Hintergrund"
Matthäeuspassion von Orlando di Lasso (aus dem Jahr 1575):
-Ist eine Responsoriale Passion: der Stil ist typisch für norditalienischen Passionen des 16. Jahrhunderts, ohne Instrumental Begleitung, dem gregorianischen Choral verpflichtet, das Volk wird von einem 5 stimmigen Chor gesungen, und die Passionsfiguren bestehen aus solistischen Duos oder Trios, die Stimmen von Christus und Evangelisten sind in Cantus Pianus. (Bach's Passion--> Oratorisch: Solisten, 2 Chöre, 2 Orchester)
Der Text ist auf Latein und erzählt rein was auf der Bibel steht.
-Ist eine Responsoriale Passion: der Stil ist typisch für norditalienischen Passionen des 16. Jahrhunderts, ohne Instrumental Begleitung, dem gregorianischen Choral verpflichtet, das Volk wird von einem 5 stimmigen Chor gesungen, und die Passionsfiguren bestehen aus solistischen Duos oder Trios, die Stimmen von Christus und Evangelisten sind in Cantus Pianus. (Bach's Passion--> Oratorisch: Solisten, 2 Chöre, 2 Orchester)
Der Text ist auf Latein und erzählt rein was auf der Bibel steht.
Rachele Fiorini- Anzahl der Beiträge : 10
Anmeldedatum : 07.11.15
Re: Fragen zu "Umfeld: Der gattungsgeschichtliche Hintergrund"
Zur Matthäuspassion von Johann Christoph Rothe (1697 komponiert):
• strenge Abfolge Rezitativ-Arie
• ausschließlich secco-Rezitative, u.a. dadurch wenig stilistische Vielfalt
• Aufführungsdauer ca. 1h 50 min (Bach: bis zu 3h 20 min)
• sonst satztechnisch und musikalisch verwandt mit Bachs Matthäus-Passion
• strenge Abfolge Rezitativ-Arie
• ausschließlich secco-Rezitative, u.a. dadurch wenig stilistische Vielfalt
• Aufführungsdauer ca. 1h 50 min (Bach: bis zu 3h 20 min)
• sonst satztechnisch und musikalisch verwandt mit Bachs Matthäus-Passion
Johannes_E- Anzahl der Beiträge : 10
Anmeldedatum : 21.10.15
Re: Fragen zu "Umfeld: Der gattungsgeschichtliche Hintergrund"
Der französische Hofmusiker Antoine de Longueval ist nur wenigen bekannt. Lediglich 3 (eventuell 4) seiner Kompositionen sind uns erhalten geblieben. Dennoch schrieb er um 1504 die erste motettisch durchkomponierte Passionsvertonung namens Passion Domini nostri (seit dem 16. Jhdt. fälschlicherweise Jacob Obrecht zugeschrieben), welche sich in Deutschland großer Beliebtheit erfreute und somit maßgeblichen Einfluss auf die protestantischen Passionsvertoungen der nächsten zwei Jahrhunderte, gerade im deutschsprachigen Raum, ausübte.
Nachdem es erstaunlicherweise keine zugänglichen Aufnahmen gibt und die Noten (erst 2006 unter Schott erschienen) in keiner mir erreichbaren Bibliothek lagern, kann ich nur wenige Unterschiede auf Grundlage der Arbeit von Dr. Rainer Heyink [Archiv für Musikwissenschaft] und einzelner fremdsprachiger Quellen aufführen:
- in drei Teilen gegliederte Zusammenfassung der Passionsberichte aller vier Evangelien (Passionsharmonie)
- in fünf Handschrift existieren doppelte Diskant- und Tenorstimmen (ursprünglich aber eher vierstimmig wie bei Bach)
- damals Neuartiges wie das sich ablösende Auftreten des Soggetto in verschiedenen Stimmen ("Imitation", wie Zeitgenosse Josquin)
- Rollen: Evangelist, Jesus, Turbae
- ältere Kompositionspraxis: z.B. sehr freier, falsobordonartiger Stil
- besitzt keinen streng liturgischen Charakter, im Gegenteil, die ursprüngliche Fassung der Passionsmotette durfte in Italien nicht innerhalb der Heiligen Woche und sowieso nicht in Verbindung mit der Meßliturgie aufgeführt werden (lässt vermuten, dass die Motette für eine hochgestellte Persönlichkeit bestimmt war)
Noch interessanter dürften vielleicht die Gemeinsamkeiten werden, dafür müsste man allerdings primäre Quellen oder den Auszug vom Schott Verlag heranziehen. Das konnte ich leider nicht mit einbeziehen.
Nachdem es erstaunlicherweise keine zugänglichen Aufnahmen gibt und die Noten (erst 2006 unter Schott erschienen) in keiner mir erreichbaren Bibliothek lagern, kann ich nur wenige Unterschiede auf Grundlage der Arbeit von Dr. Rainer Heyink [Archiv für Musikwissenschaft] und einzelner fremdsprachiger Quellen aufführen:
- in drei Teilen gegliederte Zusammenfassung der Passionsberichte aller vier Evangelien (Passionsharmonie)
- in fünf Handschrift existieren doppelte Diskant- und Tenorstimmen (ursprünglich aber eher vierstimmig wie bei Bach)
- damals Neuartiges wie das sich ablösende Auftreten des Soggetto in verschiedenen Stimmen ("Imitation", wie Zeitgenosse Josquin)
- Rollen: Evangelist, Jesus, Turbae
- ältere Kompositionspraxis: z.B. sehr freier, falsobordonartiger Stil
- besitzt keinen streng liturgischen Charakter, im Gegenteil, die ursprüngliche Fassung der Passionsmotette durfte in Italien nicht innerhalb der Heiligen Woche und sowieso nicht in Verbindung mit der Meßliturgie aufgeführt werden (lässt vermuten, dass die Motette für eine hochgestellte Persönlichkeit bestimmt war)
Noch interessanter dürften vielleicht die Gemeinsamkeiten werden, dafür müsste man allerdings primäre Quellen oder den Auszug vom Schott Verlag heranziehen. Das konnte ich leider nicht mit einbeziehen.
_David_- Anzahl der Beiträge : 10
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Re: Fragen zu "Umfeld: Der gattungsgeschichtliche Hintergrund"
Ich habe mir Orlando di Lassos Matthäuspassion aus dem Jahre 1575 für den Vergleich ausgesucht und angehört.
Allein historisch gesehen sind die Kompositionen offensichtlich von Grund auf verschieden.
Die epochalen Unterschiede sind schon nach wenigen Minuten des Hörens klar.
Lassos Passion ist ausschließlich für Stimme komponiert, ganz im Gegensatz zu Bachs reich instrumentierter Matthäuspassion. Die Schlichtheit Orlando di Lassos a capella Komposition wird durch die lateinische Sprache zusätzlich unterstützt. Grundlegend anders sind quasi alle kompositorisch wichtigen Elemente. Ambitus, Rhythmik, melodische Substanz, Motivik, Modi, Expressivität und die Länge der Passion unterscheiden sich maßgeblich voneinander.
Allein historisch gesehen sind die Kompositionen offensichtlich von Grund auf verschieden.
Die epochalen Unterschiede sind schon nach wenigen Minuten des Hörens klar.
Lassos Passion ist ausschließlich für Stimme komponiert, ganz im Gegensatz zu Bachs reich instrumentierter Matthäuspassion. Die Schlichtheit Orlando di Lassos a capella Komposition wird durch die lateinische Sprache zusätzlich unterstützt. Grundlegend anders sind quasi alle kompositorisch wichtigen Elemente. Ambitus, Rhythmik, melodische Substanz, Motivik, Modi, Expressivität und die Länge der Passion unterscheiden sich maßgeblich voneinander.
luisek- Anzahl der Beiträge : 2
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